Kurstraße 41-45
61231 Bad Nauheim
Eiseskälte und salzhaltiges Mikroklima - in der Kurpark-Klinik gibt es einen Ort, der zwei besondere Therapieangebote vereint.
Alexandra spricht offen über ihre gesundheitlichen Beschwerden. Sie hat eine geschädigte Blase und seit vielen Jahren chronische Schmerzen. Aktuell ist sie zur Reha in Bad Nauheim, eines der Therapieangebote ist die Kältekammer. Sie ist mit einem elektrischen Kälteaggregat ausgestattet, das Kälte bis zu minus 110 Grad Celsius erzeugt.
Bevor es losgeht, müssen der Gesundheitszustand überprüft, Puls und Blutdruck gemessen und ein Anamnesebogen ausgefüllt werden. Der therapeutische Leiter der Kurpark-Klinik Heinz-Werner Amler stellt sicher, dass nichts gegen die Kältetherapie spricht.
Mit Badeanzug, Mütze, Handschuhen, Socken, Schuhen und Mund-Nasen-Schutz geht es hinein, um Kälteschäden zu verhindern. Zuerst ist die Vorkammer dran, die 60 Grad minus vorhält, um mit der Kälte „warm zu werden“. Nach 30 Sekunden geht es in die Hauptkammer. Musik tönt aus den Lautsprechern, man muss in Bewegung bleiben, um nicht einzufrieren. Heinz-Werner Amler hat Alexandra und den anderen Patienten im Blick und beobachtet, ob alles in Ordnung ist. Sollte das nicht der Fall sein, ist er sofort zur Stelle.
Nach maximal drei Minuten Behandlungsdauer ist die Körperoberfläche auf rund fünf Grad heruntergekühlt – eine wichtige Voraussetzung für die Auslösung der Nervenreflexe. Die Körpertemperatur bleibt in der Regel stabil durch Gegenregulation.
Die Ganzkörper-Kältetherapie wurde Ende der 1970er-Jahre vom japanischen Rheumatologen Dr. Toshiro Yamauchi in Japan entwickelt, um Beschwerden bei rheumatoider Arthritis zu lindern. Kältekammern werden auch im Leistungssport eingesetzt, u. a. zur Regeneration und Leistungssteigerung, und in der Orthopädie, Rheumatologie und Psychiatrie findet sie bei vielen Indikationen Anwendung.
Die Kältetherapie kann positive Auswirkungen bei Erkrankungen wie Arthrose, Asthma, Depressionen, Fibromyalgie, Migräne, Multipler Sklerose, rheumatischen Erkrankungen, Schlafstörungen oder Schuppenflechte haben. Der Körper mobilisiert Abwehrkräfte, und die Ausschüttung von Endorphinen soll den Heilungsprozess und das Wohlbefinden positiv beeinflussen. Die Kältetherapie ist laut Kurpark-Klinik eine wertvolle Ergänzung zur ganzheitlichen Behandlung.
Aber: Nicht alle dürfen in die Kältekammer. Bei bestimmten Vorerkrankungen oder Gegebenheiten ist diese Therapie nicht geeignet. Zu diesen sogenannten Kontraindikationen gehören zum Beispiel unbehandelter Bluthochdruck, Herzschrittmacher, dekompensierte Erkrankungen des Herz-Kreislauf- und Atmungssystems, Blutarmut, Hautinfektionen und Krebs.
Gleich geht es für Alexandra in die Kältekammer.
Heinz-Werner Amler überwacht die Therapie.
Salzgrotte
In der Himalaya-Welt wird nicht nur auf Kälte, sondern auch auf die Heilkraft des „weißen Goldes“ gesetzt. In der Salzgrotte ist das Licht gedimmt, ruhige Musik spielt, und bequeme Liegestühle stehen bereit. Es sind 22 Grad Celsius bei einer Luftfeuchtigkeit von rund 50 Prozent. Die Wände bestehen aus Himalaya-Salz-Brocken, feiner Nebel wird in den Raum geleitet.
Durch die Vernebelung der Minisaline wird eine Sole erzeugt, die es der Haut ermöglicht, Bestandteile wie Jod, Calcium, Magnesium, Kalium, Natrium, Eisen, Kupfer und Selen aufzunehmen.
Das Mikroklima in der Grotte kann sich positiv auf Atemwegserkrankungen wie Asthma, Allergien und chronischer Bronchitis auswirken. Zudem kann es bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Schuppenflechte eine regenerierende Wirkung haben. Was es auf jeden Fall bringt: Entspannung für Körper und Geist. Es fühlt sich an wie ein Kurzaufenthalt am Meer – oder wie im Sommer an den Gradierbauten und im Inhalatorium in Bad Nauheim.
Strahlend kommt Alexandra aus der Kammer – und auch zitternd vor Kälte und mit Gänsehaut am ganzen Körper. Sie zieht ihren Bademantel an, und es werden erneut Blutdruck und Puls gemessen. Die Behandlung an sich empfindet sie zwar nicht als angenehm, aber den Effekt, den sie danach spürt, schon. Eine wohlige Wärme durchströmt ihren Körper, und ihre Schmerzen sind fast ganz verschwunden – für einen oder ein paar Tage.
Alexandra ist dankbar, dass sie die Kältetherapie für sich entdeckt hat. Ihre Lebensqualität habe sich dadurch enorm verbessert. Dafür komme sie gerne regelmäßig aus Nordhessen nach Bad Nauheim gefahren, um zu frieren.
Sowohl für die Kältetherapie als auch für die Salzgrotte können keine Heilversprechen abgegeben werden, da die Wirkung bei jedem unterschiedlich ausfallen kann.
Nach drei Minuten ist die Kältesitzung beendet.