Jahresthema 2024: Gefühle in der Philosophiegeschichte
„Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen“ – diese Worte richtet Faust an seinen Schüler Wagner (Faust I Z534). Auch wenn nicht genau gesagt wird, was hier nicht gefühlt und was nicht erjagt werden kann, scheint doch klar, was Goethe meint: Es gibt Dinge im Leben, die uns nur durch das Gefühl zugänglich werden.
Fraglos spielen Gefühle in unserem Leben eine tragende Rolle: sie können beflügeln und inspirieren, sie können aber auch niederdrücken und leiden lassen. Gefühle sind ein Schlüsselthema in Kunst, Literatur und Musik – und auch im philosophischen Denken findet sich das Thema seit der Antike in verschiedenen Zusammenhängen. Platon stand den Gefühlen skeptisch gegenüber; sie galten ihm als die niederen Begehrungen des Menschen.Kant stellte fest, wenn jemand etwas aufgrund bloßen Gefühls, aus Neigung tue, habe eine solche Handlung „so liebenswürdig sie auch ist, dennoch keinen wahren sittlichen Wert“. Gefühle sind demnach etwas, das durch die menschliche Vernunft beherrscht und kultiviert werden muss. Erst Vernunft und Verstand, so die leitende Vorstellung, machen den Menschen aus. Deshalb ist die Vernunft den Gefühlen vorgeordnet.
Dieser Lehrmeinung haben jedoch viele Philosophen widersprochen. Schon in der Spätantike wurden komplexe Gefühlstheorien entwickelt. Diese Tradition wurde von der Romantik aufgegriffen. Im 20. Jahrhundert wurde dann das Thema Emotionen im intensiven Austausch zwischen Philosophie und Psychologie neu gefasst.
Die philosophische Reihe 2024 thematisiert wichtige Stationen der Auseinandersetzung mit Gefühlen in der Philosophiegeschichte und zeigt, wie vielgestaltig sich das menschliche Gefühl aus philosophischer Perspektive darstellt.
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