György Ligetti: Concert Rômanesc
Alexander K. Gasunow: Violinkonzert op. 82 a-moll
Antonin Dvořák: Sinfonie Nr. 6 op. 60
Dirigent: Karin Hendel
Solist: Meri Khojayan, Violine
„Klänge der Heimat“
in Anlehnung an die gleichnamige Arie von Johann Strauß spürt dieses Konzert der Kammerphilharmonie Bad Nauheim drei slawischen Komponisten nach, die auf verschiedene Weisen ihre Heimat in ihren Kompositionen verewigt haben.
Über sein "rumänisches Konzert" für Orchester sagte György Ligeti, dass es seine tiefe Liebe zur rumänischen Volksmusik und rumänischsprachigen Kultur spiegle. Als ungarischer Jude erlebte Ligeti in seiner Jugend in Rumänien in traumatischer Weise Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus. Ligeti selbst überlebte den Holocaust mit knapper Not. 1949 konnte er seine durch den Krieg unterbrochenen musikalischen Studien an der Budapester Musikhochschule abschließen. 1950 übernahm er dort eine Professur. Seine Werke aus jener Zeit, die an Bartók anknüpfen, waren von der offiziellen Doktrin des Sozialistischen Realismus denkbar weit entfernt und hatten im kommunistischen Ungarn keine Chance auf Aufführung. Nach der Veröffentlichung noch verboten, gehört das „Concert românesc“ heute zu seinen beliebtesten Orchesterwerken.
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An der Schwelle zum 20. Jahrhundert entstand das einzige Violinkonzert von Alexander Glasunow, das er für den Violinvirtuosen Leopold Auer schrieb.In seiner Musik verschmolz er russische Folklore-Elemente mit einem westlich orientierten Stil, wie er etwa auch bei Tschaikowsky zu finden ist. Mehrere Schüler Auers brachten das Konzert in die Welt, unter anderem nach England und in die USA, wo es weiter an Popularität gewann.
Aufgrund der schwierigen politischen Verhältnisse kehrte Glasunow 1928 nicht mehr in seine Heimat zurück, sondern ließ sich in Paris nieder, wo er 1936 starb.
Die in Italien und Holland lebende armenische Solistin Meri Khojayan mit ihrer makellosen Virtuosität und sehnsüchtig dunklem Timbre wird dieses ausdrucksvolle Werk unter der Leitung von Karin Hendel spielen. Die beiden Musikerinnen lernten sich 2015 auf einem Meisterkurs für Dirigenten in Polen kennen, wo sie gemeinsam das Violinkonzert von Mendelssohn erarbeiteten.
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Zwei Wahlwiener waren die Geburtshelfer von Antonín Dvořáks 6. Symphonie: der Dirigent Hans Richter, der das Werk 1880 für die Wiener Philharmoniker bestellte; und Johannes Brahms, der mit seiner 2. Symphonie in D-Dur das entscheidende Vorbild lieferte. Wie bei Brahms steht der Kopfsatz im Dreivierteltakt und ist als leuchtendes Naturidyll angelegt. Das melodisch wundervolle Adagio offenbart, wie sehr sich Dvorak hier – zwei Jahre nach seiner „Entdeckung“ durch Brahms – am großen Vorbild orientierte. Im Scherzo siegte Dvoraks böhmisches Temperament über formale Skrupel: Es ist ein Furiant, ein Volkstanz, der zwischen Zweier- und Dreiermetrum in aufreizender Weise schwankt.
Die Wiener Philharmoniker lehnten die Symphonie nach einer ihrer berüchtigten Durchspielproben als unaufführbar ab. Dvorak und Hans Richter dirigierten das Werk daraufhin höchst erfolgreich in Prag und London.