Johannes Brahms: Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Orchester a-Moll op.102
(1833 – 18979)
Pause
Franz Schubert: Sinfonie Nr. 8 C-Dur „Die Große“
(1797 – 1828)
Leitung: Uwe Krause
Solisten: Johanna Staemmler, Violine und Peter Philipp Staemmler, Violoncello
Johannes Brahms schätze die Geselligkeit, erfreute sich stets menschlicher Wärme und doch blieb er, auch aufgrund seines lebenslangen Daseins als Junggeselle, ein einsamer Mensch. „Ich brauche absolute Einsamkeit“, schreib er 1887 während seines Sommeraufenthalts in Thun, wo er sich mit aller Hingabe dem Doppelkonzert widmete. Brahms hoffte, mit diesem Werk die aus sehr privaten Gründen geübte Freundschaft des Geigers Joseph Joachim neu zu beleben. Bei der Uraufführung im Oktober 1887 spielte Joachim im solistischen Duo mit dem Cellisten Robert Hausmann, wobei der Komponist selbst die Leitung übernahm.
Ein dunkler und warmer Klang, eine besonders delikate Orchestrierung und eine thematische Verflechtung prägen dieses Konzert. Es „erwärmte mich ganz und gar, es ist ein ganz durch und durch originelles Werk“, meinte Clara Schumann. Originell ist es nicht zuletzt wegen der Chiffrierung von Joachims Wahlspruch „frei, aber einsam“ in Tonbuchstaben (f-a-e) im Kopfsatz, dem wunderschönen gesanglichen Thema des Andante, und dem daktylischen, zunächst schroff-herben Rondo-Themas des fulminanten Finalsatzes.
Als Franz Schubert 1828 mit gerade 31 Jahren starb, wurde seine Hinterlassenschaft ordentlich aufgelistet. Sie bestand vorwiegend aus Wäschestücken, darunter einige Paar Socken, vier Hemden, eine Matratze und eine Decke, sowie „einige alte Musikalien“ – in dieser Reihenfolge.
Elf Jahre später machte Robert Schumann einen Neujahrsbesuch bei Schuberts Bruder in Wien, stöberte in den „alten Musikalien“ und fand einen Schatz – die große C-Dur-Sinfonie.
Schumann begriff den künstlerischen Wert der Komposition sofort, Felix Mendelssohn Bartholdy brachte sie mit dem Gewandhausorchester Leipzig zur Uraufführung – stark gekürzt allerdings, denn die Musiker verzweifelten wohl spätestens am wirbelnden letzten Satz.
Schubert selbst hat sein Werk nie gehört. Schon der Versuch, es wenigstens einmal durchzuspielen, scheiterte zu seinen Lebzeiten kläglich. Man überreichte dem Komponisten hundert Gulden als Trostpreis, der Autograph lag fortan im Archivschlaf bei der Gesellschaft der Musikfreunde zu Wien.
Schubert steckte seine Abschrift in die Schublade – und für die Schublade zu komponieren, das war für ihn ja nichts Neues.