Augenscheinkarten - außergewöhnliche Beweismittel beim Reichskammergericht (1495-1806)
Referentin: Prof. Dr. Anette Baumann, MA, Friedberg
Vorträge19:30
4. Februar 2021
Vortrag mit Powerpoint-Präsentation: Ortstermine sind heute gängige Gerichtspraxis. Bis vor kurzem unbekannt war, dass es bereits im 16. Jahrhundert
beim Reichskammergericht (1495-1806) – dem Vorläufer des Bundesverfassungsgerichtes und Praktikumsort von Johann Wolfgang von Goethe – Ortstermine gab. Sie wurden ‚Augenscheine‘ genannt und beschrieben sowohl die Handlung der Inaugenscheinnahme als auch ihre Dokumentation. Es entstanden ‚Augenscheinkarten‘, die zwischen Landschaftsgemälde und Karte changierten und von berühmten Malern, wie Christoph Amberger (1505-1561), und Kartographen, wie Arnold Mercator (1537-1587), gefertigt wurden. Es handelt sich um eine neue Bildgattung, die vor kurzem entdeckt wurde und im Moment intensiv erforscht wird. In dem Vortrag werden die schönsten ‚Augenscheine‘ gezeigt, der Entstehungszusammenhang erläutert und die an das Gerichtsverfahren der Zeit angepasste Bildsprache erklärt.