Sprudelhof 11
61231 Bad Nauheim
Seine Augen strahlen, wenn er von den Schülerinnen und Schülern, den Konzerten und anderen Ereignissen aus den vergangenen 30 Jahren spricht. So lange ist Ulrich Nagel schon Leiter der Musikschule.
— Mehrere Umzüge & mehr Schüler
Die Musikschule im Abendlicht.
In den Anfängen gab es rund 300 Schülerinnen und Schüler und es wurde nur in den öffentlichen Schulen unterrichtet. 1997 bezog die Musikschule in der Frankfurter Straße eigene Räume, doch diese wurden bald zu klein. 2008 ging es in die Rotdornstraße und wieder elf Jahre später in das ehemalige Balneologische Institut im Sprudelhof.
Bevor der erste Unterricht in dem historischen Gebäude stattfinden konnte, wurde aufwendig saniert und dabei besonders auf Schallschutz, Raumakustik, Brand- und Wärmeschutz und technische Ausstattungen geachtet. Nun findet in über 20 Räumen gleichzeitig Unterricht statt. Die Instrumente sind so verteilt, dass alle gleichzeitig üben können, ohne sich zu stören.
Das Koordinieren der Stunden ist eine Mammutaufgabe, denn mittlerweile gibt es rund 2000 Schülerbelegungen wöchentlich. Es könnten heute noch mehr sein, die Nachfrage übersteigt jedoch das Angebot. Rund 50 hauptsächlich freiberufliche Lehrerinnen und Lehrer arbeiten für die Musikschule. Es werden dringend weitere Fachkräfte gesucht.
„Musik ist so vieles. Sie verknüpft die Synapsen im Gehirn. Es geht um die eigene Ausdrucksfähigkeit, um Emotionen, schult die Koordination, soziale Kompetenz und die allgemeine Entwicklung und Teamfähigkeit, denn es kann ja nicht nur erste Geigen geben“.
— Musik für alle
Etliche Schülerinnen und Schüler nehmen jährlich an Wettbewerben teil, wie etwa an „Jugend musiziert“, wo sie im Regional-, Landes- und Bundeswettbewerb Preise erreichen. Erfolge, auf die Ulrich Nagel mit Stolz blickt. Jedoch zählt für ihn vor allem, dass die Kinder und Jugendlichen Spaß an der Musik haben.
Musik ist für alle da, das wird an der Musikschule gelebt. Lucie Meltke ist Inklusionsbeauftragte der Schule und so auch Ansprechpartnerin für Menschen mit Beeinträchtigungen. Jeder wird gefördert. Von Musik für Schwangere, Eltern-Kind-Gruppen über Kurse für Kinder, Jugendliche oder Erwachsene bis hin zum Orchester – ob Gitarre, Klavier, Schlagzeug, Streich- und Blasinstrumente oder Gesang: das Unterrichtsangebot ist vielfältig. Auch gibt es nach wie vor Kooperationen mit Kitas, Grundschulen und weiterführenden Schulen.
— Schick die Ohren auf Kur
Als das städtische Kulturamt Ulrich Nagel fragte, ob die Musikschule ab Sommer 2015 die Kurmusik übernehmen könne, war Nagels erste Reaktion: „Oh, jetzt sollen wir das auch noch machen!“ Allerdings legte sich der erste „Schock“ schnell und er fand Gefallen an dem Gedanken, die Kurkonzerte anders zu gestalten. Nicht nur Klassik und Operette, sondern auch von Pop und Weltmusik über Jazz und Blues bis hin zu Crossover sollte alles dabei sein. Das Ziel: dem Publikum Erholung, Unterhaltung und Glück für Geist und Ohren zu schenken, gemäß dem Motto „Schick die Ohren auf Kur“. Zu erleben sind professionelle Ensembles und Bands der Lehrerinnen und Lehrer der Musikschule wie auch Blasorchester und Bigbands aus der Region.
Die „Neuen Kurkonzerte“, wie sie seitdem heißen, finden das ganze Jahr über statt, im Sommer Open Air in der Konzertmuschel der Trinkkuranlage Bad Nauheim. Der Eintritt zu den Freiluftkonzerten ist in der Regel frei für alle Besucher/innen. Bei schlechtem Wetter werden die Konzerte in den „Muschelsaal“ verlegt, hier kostet der reguläre Eintritt 5 Euro. Für Inhaber der Bad Nauheim Karte und der Ehrenamtscard, für Schüler, Azubis, Studenten, Schwerbehinderte sowie Berechtigte nach Sozialtarif bleibt der Eintritt frei.
— Aus Bad Nauheim nicht wegzudenken
Die Musikschule ist fester Bestandteil des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens in Bad Nauheim. Ulrich Nagel hat über die Jahrzehnte viele Kontakte geknüpft, das Netzwerk ausgebaut. Ob Internationales Fest, Inklusive Woche, Jugendstilfestival oder Christkindlmarkt – die Musikschule bringt sich ein und unterhält bei vielen Veranstaltungen das Publikum.