Die Töpferinnen von Ohlàlàpoterie | © Ohlàlàpoterie GbR

Die Töpferinnen von Ohlàlàpoterie

Sie wollen „buckelige Keramik“ machen, aber die Buckel müssen perfekt sein. Antje Kammerer und Birgit Hausen möchten mit ihren Tellern, Bechern und Bowls eigene Akzente setzen.


„Ohlàlà“ – den Ausruf aus Frankreich, der verschiedene Gefühle wie Freude und Erstaunen ausdrückt, haben die Töpferinnen bewusst als Namen für ihre Poterie gewählt. Nicht nur, weil Birgit Hausen und Antje Kammerer mit ihrer Keramik für Begeisterung sorgen möchten, sondern auch, weil die Provence für sie ein Sehnsuchtsort ist.

— Geschirr mit „Wohlfühl-Faktor“

Ihre Becher sind bauchig, aber nicht ganz rund, die Teller nicht ganz glatt und mit dem „normalen“ Geschirr aus dem Kaufhaus nicht zu vergleichen. Eine Instagram-Followerin der Ohlàlàpoterie kommentierte beispielsweise, dass sie die „Haptik der Tasse“ liebe, und es sei ein Geschirr mit „Wohlfühl-Faktor“. Das und die besonderen Farben machen die Keramik aus: „La vie en rose“ (cremiges Rosé), „La Côte d’Azur“ (strahlendes Türkis) oder „Le Chat noir“ (tiefes Schwarz) sind drei der sieben Farbwelten. Jede Farbe hat zudem einen eigenen Motivstempel wie etwa Rose, Sonnenschirm und Katze. Was die Stücke eint: Alle haben einen feinen Goldrand.

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— Haupt- und nebenberuflich kreativ

Das Jura-Studium ließ Antje Kammerer für die Ausbildung zur Keramikerin sausen. Die Eltern waren nicht sehr begeistert, aber es sollte ihr Weg sein. Sie machte ihre Meisterausbildung, arbeitete ein paar Jahre in ihrem Beruf, ehe sie es nach Bad Nauheim verschlug. Heute ist sie Lehrerin an der Waldorfschule und töpfert auch mit den Schülerinnen und Schülern. Birgit Hausen hatte zunächst Fremdsprachenkorrespondentin gelernt und anschließend Innenarchitektur studiert. Als freiberufliche Innenarchitektin plant sie Komfortstationen für Privatpatienten im Gesundheitswesen. Bei Ohlàlàpoterie ist sie verantwortlich für Design und Marketing.

Über Nachbarn haben sie sich kennengelernt und direkt verstanden. Birgit Hausen entdeckte die Liebe zum Ton in einem Kurs von Antje Kammerer. Beiden macht ihr jetziger Beruf Spaß, dennoch wollten sie ihre Idee von einer eigenen Poterie verwirklichen, die im ersten Corona-Lockdown in ihnen gereift war. Fast ein Jahr haben sie in der Werkstatt herumprobiert, ihren eigenen Stil gesucht und ihn schließlich auch gefunden.

 

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Antje Kammerer (links) und Birgit Hausen macht ihre Arbeit viel Freude.

Birgit Hausen und Antje Kammerer
„Gemeinsam möchten wir Keramik entstehen lassen, die mit den Menschen etwas macht.“

— Handwerk braucht Zeit

Es ist den beiden Frauen anzumerken, dass sie sich mit ihrer Werkstatt eine „kreative Insel“ geschaffen haben. Drei Mal pro Woche sind sie in der Waldorfschule - die Arbeit an der Keramik ist (zeit)aufwendig. Bis beispielsweise eine Kanne fertig ist, dauert es mehrere Tage: Erst wird der Ton abgewogen und „geschlagen“, um die Tonminerale gleichmäßig zu verteilen und den Ton zu homogenisieren. Das ist wichtig, damit es beim Drehen keine Unwucht gibt und später z. B. keine Risse entstehen. Antje Kammerer übernimmt als Töpfermeisterin das Drehen. Anschließend wird der Stempel aufgebracht und dann heißt es ein bis zwei Tage trocknen. Das Keramikstück wird verputzt und bei ca. 900 Grad Celsius das erste Mal gebrannt. Es folgt die Farbglasur und bei 1100 Grad der zweite Brand. Nun wird das Glanzgold auf den Rand aufgetragen, das zunächst braun aussieht und erst nach dem Brennen im Ofen bei 600 Grad goldig schimmert.

Blick in die Werkstatt

— Jedes Stück ein Unikat

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Das Geschirr ist alltagstauglich, aber nicht alltäglich, daher wird es auch gerne verschenkt. Vor ein paar Monaten hatte ein Mann für seine Frau zum Hochzeitstag etwas Besonderes gesucht. Er wusste, dass die Keramik ihr gut gefällt und überraschte sie mit einem Gutschein. Sie suchte sich ein Set aus und binnen drei Wochen war es fertig – so lange dauert in etwa die Produktionszeit für Bestellungen.

Eine kleine Auswahl an Keramik hat die Töpferei in der Regel auf Lager. Weitere Verkaufsstellen sind der Rosenpark Dräger in Steinfurth (Freiacker 1) oder das nice2have in der Bad Nauheimer Innenstadt (Kurstraße 7). Das Geschirr ist robust und funktional, für den Geschirrspüler geeignet, nicht aber für die Mikrowelle.

Mehr Infos

Mehr Informationen über Ohlàlàpoterie finden Sie auf der Webseite unter www.ohlalapoterie.de.

Autor / Autorin
Katharina Wagner
Katharina Wagner
Die Bad Nauheimerin lernt durch das Schreiben für den Blog ihre Heimatstadt noch einmal neu kennen: „Ich treffe interessante Menschen, die Interessantes machen oder zu erzählen haben, und ich bekomme spannende Einblicke in Unternehmen und Einrichtungen, die ich vorher so nicht hatte. Das macht Spaß.“ Katharina Wagner ist freiberufliche Redakteurin (Online, Print, Social Media und TV), seit ihrer Kindheit großer Elvis-Fan und sie lebt mit ihrem Lebensgefährten und den zwei gemeinsamen Kindern in Nieder-Mörlen.