Unverpackt-Laden „Nix-Drum-Rum“

Unverpackt-Laden „Nix-Drum-Rum“

In Simone Schmidts Laden am Marktplatz 9 können Kunden einkaufen wie früher – und ganz ohne Plastik.


Man fühlt sich in eine frühere Zeit hineinversetzt, wenn man den Laden betritt. Das kommt nicht von ungefähr, denn in den Räumen ist ein Krämerladen aus dem Jahre 1937 eingebaut. Simone Schmidt hat ihn in Holland gekauft und ein Schreiner aus Ober-Mörlen hat ihn angepasst. Der alte Krämerladen fügt sich harmonisch in die mit Holzbalken ausgestatteten Räume des Fachwerkhauses oben am Bad Nauheimer Marktplatz ein.

Bis hier in ein paar Tagen alles unverpackt verkauft werden kann, muss noch einiges ausgepackt werden. Simone Schmidt ist die Freude über die Eröffnung am 6. Dezember 2019 (9:30 Uhr) anzumerken. Sie ist aber auch aufgeregt, denn beruflich selbstständig war sie noch nie.

— Einkaufen wie „damals“

 Der Unverpackt-Laden am Marktplatz 9.

Simone Schmidt isst gerne Müsli. Dazu mischt sie gerne verschiedene Zutaten zusammen. Aber es hat sie immer mehr gestört, dass beim Einkaufen und im Alltag so viel Verpackungsmüll anfällt. Sie wollte etwas tun, besprach sich mit ihrer Familie, und ihr Mann Michael hatte letztlich die Idee für den Unverpackt-Laden.

Die 53-jährige gebürtige Bad Nauheimerin, die in der Johannisstraße, also etwa 200 Meter von ihrem neuen Laden entfernt, aufgewachsen ist, war als Kind noch in Krämerläden einkaufen. An dieses Gefühl, wie sie mit einem Stück Bruchschokolade und ein paar handverlesenen Gummibärchen nach Hause ging, erinnert sie sich noch genau. Jetzt macht sie selbst einen Krämerladen auf.

Überstürzt oder unüberlegt ist das Handeln der gelernten Bankkauffrau jedoch nicht. Sie hat sich z. B. in Unverpackt-Läden in der Region genau erkundigt, welche Produkte gut ankommen oder welche Lieferanten es gibt. Die Hilfsbereitschaft der anderen Unternehmer im Unverpackt- und Fair-Trade-Bereich freut sie sehr und wird von ihr dankbar angenommen, denn es war schwierig, zu entscheiden, welche Produkte mit ins Sortiment genommen werden.

— Ein Wünsche-Buch für die Kundschaft

105 Bins (kleine durchsichtige Container, aus denen abgefüllt werden kann) und Schaufelbehälter sind teilweise schon oder werden noch befüllt, u. a. mit Haferflocken und anderen Müsli-Zutaten wie Trockenobst oder auch Chia-Samen, Linsen, Erbsen, Nudeln. Es gibt Gummibärchen, Bruchschokolade, Fair-Trade-Kaffee, Gewürze, auch Haarshampoo, After Shave, Zahnpasta am Stiel, Deo am Stück und andere Non-Food-Produkte wie Bio-Wachsbeutel als natürlicher Ersatz für Alu- oder Frischhalte-Folie, um Lebensmittel aufzubewahren. Wer selbst Wasch- und Spülmittel herstellen möchte, kann sich hier die Grundsubstanzen abfüllen.

Anfangs wird sie rund 300 verschiedene Produkte – alle aus der Region oder zumindest aus Deutschland – führen. Aber Simone Schmidt ist auch dankbar dafür, wenn sich ihre Kundschaft an der Zusammenstellung ihres Sortiments beteiligt. Deshalb legt sie auch ein „Wünsche-Buch“ aus, in das Produktvorschläge geschrieben werden können.

Das Sortiment bei „Nix-Drum-Rum“

— Eine Ergänzung zum Wochenmarkt

Auf einer Familienfeier wurde der Name „Nix-Drum-Rum“ für ihren Unverpackt-Laden geboren. Überhaupt stehen Familie und Freunde voll hinter ihr. Tatkräftige Hilfe kann sie gebrauchen, denn viel Zeit hat sie nicht für die Umsetzung gehabt. Etwa vor einem halben Jahr hat sie mit der Planung und Umsetzung begonnen, erst seit dem 1. November hat sie die Räume am Marktplatz gepachtet – also gerade einmal einen Monat Zeit, um den Laden einzurichten. Ihr Mann, ihre zwei erwachsenen Söhne, die Freundin des einen Sohnes und ihr Freundeskreis packen deshalb mit an. Ihr Schwager und eine gute Freundin werden außerdem künftig drei Tage pro Woche im Laden arbeiten.

Fleisch, Käse oder Wurst wird es im Unverpackt-Laden übrigens nicht geben, u. a. aus Gründen der Kühlung und auch, weil es zwei Mal wöchentlich den Wochenmarkt in Bad Nauheim gibt. Ihren Laden sieht sie nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zum existierenden Lebensmittelangebot. Der Dienstag wurde als Ruhetag übrigens nicht ganz zufällig ausgewählt. Simone Schmidt geht nämlich auch gerne auf dem Bad Nauheimer Markt einkaufen.

— So geht unverpackt einkaufen

Das Einkaufen in einem Unverpackt-Laden funktioniert ganz einfach:

Sie bringen Ihre eigenen Behälter zum Abfüllen von zuhause mit in den Laden. Dort werden diese zuerst leer gewogen und das Gewicht notiert. Dann füllen Sie die gewünschten Lebensmittel und Produkte hinein. An der Kasse werden die Behälter wieder gewogen und der Preis wird festgestellt.

Bei Kosmetikprodukten wie zum Beispiel Creme bietet Simone Schmidt Glastiegel mit Metalldeckel gegen Pfand an.

Mehr Infos

Weitere Informationen rund um Simone Schmidts Unverpackt-Laden finden Sie auf der Webseite unter www.nix-drum-rum.de

Autor / Autorin
Katharina Wagner
Katharina Wagner
Die Bad Nauheimerin lernt durch das Schreiben für den Blog ihre Heimatstadt noch einmal neu kennen: „Ich treffe interessante Menschen, die Interessantes machen oder zu erzählen haben, und ich bekomme spannende Einblicke in Unternehmen und Einrichtungen, die ich vorher so nicht hatte. Das macht Spaß.“ Katharina Wagner ist freiberufliche Redakteurin (Online, Print, Social Media und TV), seit ihrer Kindheit großer Elvis-Fan und sie lebt mit ihrem Lebensgefährten und den zwei gemeinsamen Kindern in Nieder-Mörlen.