Rund 500 Menschen arbeiten für die Gesundheitsstadt Bad Nauheim. Einige sehen wir täglich im Stadtgebiet, etwa beim Reinigen der Straßen oder Pflegen der Grünflächen. Viele städtische Beschäftigte arbeiten jedoch im Hintergrund und sind nicht jeden Tag „präsent“. Jeder für sich ist ein bedeutendes Zahnrad im Uhrwerk „Stadtverwaltung“ und leistet einen wichtigen Beitrag für das Zusammenleben. Mit unserer Serie #wirarbeitenfürdeinestadt stellen wir euch einige dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor.
Bei einem Spaziergang durch Bad Nauheim wird eines sofort sicht- und spürbar: das ganz besondere Flair der Gesundheitsstadt. Zahlreiche Jugendstilgebäude, großzügige Parkanlagen mit historischem Baumbestand, einzigartige Gradierbauten und die wertvollen Heilquellen haben Bad Nauheim zu dem gemacht, was es einst war und heute noch ist. Ein Herzheilbad, das viele prominente Persönlichkeiten aus Adel und Politik aufsuchten und eine Kur- und Gesundheitsstadt, in der Menschen Genesung und Erholung suchen. Die Kuranlagen, die größtenteils Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden, sind bedeutsame Zeitzeugen und Schätze für unsere Gesundheit, die es zu erhalten gilt. Dieser verantwortungsvollen Aufgabe stellt sich täglich Volkmar Dörn, Leiter des städtischen Fachdienstes Kureinrichtungen und Therme, der zum Fachbereich Kur- und Servicebetrieb gehört und auf dem Bauhofgelände zu finden ist.
Keine gewöhnliche Aufgabe
Der 56-Jährige ist für den Erhalt und die Aufwertung der einzigartigen Kuranlagen und deren teilweise sehr alten Technik verantwortlich. Er erklärt: „Konkret bedeutet das, Sanierungsmaßnahmen zu planen, Bauleistungen zu vergeben und die Durchführung zu koordinieren. Zu meinen „Schützlingen“ zählen dabei nicht nur der große Kurpark mit den Terrainkurwegen und seinem Inventar sowie der Süd- und Goldsteinpark. Auch die neun staatlich anerkannten Quellen mit ihrem Heilwasser, die dazugehörigen Brunnenanlagen und -technik von beispielsweise Kur-, Karls- oder Ludwigsbrunnen, die fünf Gradierbauten, das Inhalatorium, der Gesundheitsgarten mit seinen Kneippbecken, das Rad am Ludwigsbrunnen, der unterirdische Badewasserkanal oder die Orientierungstafeln der Kureinrichtungen im gesamten Stadtgebiet gehören dazu.“
Von der Privatwirtschaft in den öffentlichen Dienst
Als Volkmar Dörn 2009 zur Stadt Bad Nauheim wechselte, war er zunächst Haushaltsbeauftragter und für die Buchhaltung und das Controlling des Kur- und Servicebetriebs zuständig, später übernahm er die Verantwortung für die Kuranlagen. Damit erwartete ihn kein einfaches Aufgabengebiet. „2005 wurde der Kurbetrieb des ehemaligen Staatsbades an die Stadt Bad Nauheim übergeben. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits einen großen Sanierungsstau. Viele Gebäude und Anlagen mussten dringend saniert werden. Diesen Bedarf spürte ich bei meiner Übernahme und auch heute noch müssen viele Arbeiten nachgeholt werden, die in der Vergangenheit auf der Prioritätenliste nicht ganz oben standen“, betont Dörn.
Neues Terrain für den aus Groß-Zimmern bei Dieburg stammenden Fachdienstleiter, der vor seinem Wechsel nach Bad Nauheim als Prokurist und Leiter des Facility-Managements bei einem Frankfurter Baukonzern beschäftigt war und die Spielregeln der Privatwirtschaft gut kannte. „Ich habe mir den öffentlichen Dienst sehr »geregelt« vorgestellt. Das ist er auch, allerdings gibt es bei meiner täglichen Arbeit mehr kreativen Spielraum, als ich dachte. Klar, gibt es viele Vorgaben und Bestimmungen, was die Instandhaltung der historischen Substanz angeht. Dennoch kann ich meine eigenen Ideen einbringen und umsetzen. Und gerade das Beschäftigen mit der historischen Technik, den Brunnen und Bauten mit all den Herausforderungen machen die Stelle für mich noch immer spannend“, erklärt der Diplom-Kaufmann, der in seiner Freizeit gerne auf Trödelmärkten stöbert, um die eine oder andere technische Besonderheit zu erwerben und instand zu setzen, beispielsweise alte Rundfunkapparate.
Sichtbare Arbeitsergebnisse
„Das Schöne an meiner Arbeit ist auch, dass sie für jeden sichtbar ist. So haben wir in den letzten Jahren beispielsweise Windstreben und den Holzaufbau am Gradierbau I an der Stadtbücherei und am Gradierbau III am Ludwigsbrunnen erneuert, hier wurde auch das Wasserrad wieder in Stand gesetzt. Im Kurpark haben wir die Angelstege und das Knüppelholzgeländer ausgetauscht, im Südpark die Toilettenanlage renoviert. In Schwalheim wurde der Sauerbrunnen saniert. Und natürlich war der Abriss der alten Therme ein besonders großes und forderndes Projekt“, berichtet Dörn. 2019 gehe es weiter mit dem Restaurieren des Kopfes des Gradierbaus IV (lange Wand). Außerdem solle ein Kneippbecken in Schwalheim etabliert, die Technik des Kurbrunnens in der Trinkkuranlage erneuert und die Steinbrücke am kleinen Teich im Kurpark instandgesetzt werden. Auch die Sanierung des Brunnenausschankes in der Trinkkuranlage, eines seiner Lieblingsprojekte wie er versichert, stehe bevor. Er erklärt: „Die Herausforderung dabei ist, die Anlagen so zu sanieren, dass sie funktionstüchtig bleiben, aber gleichzeitig nicht ihren historischen Charakter verlieren. Dabei stimmen wir uns laufend mit der Denkmalpflege des Wetteraukreises ab, die Vorgaben hinsichtlich Material, Farbe oder Beschaffenheit macht. Rund 2,5 Millionen Euro investieren wir Jahr für Jahr in unsere Kureinrichtungen.“
Zu seinem Fachdienst gehört auch das Thema Kurtaxe, die eine Mitarbeiterin mit den Hotels, Pensionen und Kliniken abrechnet. „Uns ist dabei eine gute Kommunikation und Vernetzung mit den Beherbergungsbetrieben wichtig“, betont Dörn. Eine weitere Mitarbeiterin koordiniert den Quellenausschank in der Trinkkuranlage, an dem Gäste und Bürger an sechs Tagen in der Woche das Bad Nauheimer Heilwasser kosten können. „Das Heilwasser unterliegt einer ständigen Qualitätskontrolle. Ebenfalls eine Aufgabe, die bei uns angesiedelt ist“, erläutert der Fachdienstleiter.
Dankbar für das historische Erbe
Auf die Frage, was er an seiner Arbeit schätze, erklärt er, dass es ihm viel Freude bereite, die Zeugnisse der Geschichte, die Bad Nauheim auszeichnen, zu erhalten. „Und zwar so zu erhalten, dass nicht nur wir gegenwärtig die heilsame Wirkung genießen können, sondern, dass auch künftige Generationen den Erhalt stemmen können und die Historie Bad Nauheims erlebbar bleibt“, sagt Dörn.
Aus diesem Grund sei er auch ziemlich verärgert gewesen, als im Frühjahr 2017 Diebe im Kurpark eine Bronze-Schwanenskulptur und die Gedenkplatte für den ersten Nauheimer Badearzt Dr. Bode gestohlen hatten. „Ganz unverfroren sind sie in der Nacht mit einem Kleintransporter in den Park gefahren und haben die massiven Bronzefiguren eingeladen“, erzählt er. Trotz mehrerer Aufrufe in der Bevölkerung konnten die Diebe nicht gefasst werden. „Solche Vorfälle im Hinblick auf Vandalismus und Diebstahl sind frustrierend. Zum Glück sind sie aber nicht die Regel, sondern die Ausnahme“, bekräftigt Volkmar Dörn.