Rund 500 Menschen arbeiten für die Gesundheitsstadt Bad Nauheim. Einige sehen wir täglich im Stadtgebiet, etwa beim Reinigen der Straßen oder Pflegen der Grünflächen. Viele städtische Beschäftigte arbeiten jedoch im Hintergrund und sind nicht jeden Tag „präsent“. Jeder für sich ist ein bedeutendes Zahnrad im Uhrwerk „Stadtverwaltung“ und leistet einen wichtigen Beitrag für das Zusammenleben. Mit unserer Serie #wirarbeitenfürdeinestadt stellen wir euch einige dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor.
Wie lange arbeiten Sie schon bei der Stadt Bad Nauheim? Und wie lange in der Abteilung?
Die Ausbildung bei der Stadt Bad Nauheim habe ich im August 2010 begonnen und im Dezember 2012 abgeschlossen. Seitdem bin ich, mit einigen Veränderungen in der Verwaltungsstruktur, in dieser Abteilung tätig. Mit dem Amtsantritt unseres Bürgermeisters Klaus Kreß und einer damit verbundenen erneuten Neuorganisation im Oktober 2017 wurde mir die Leitung des Fachdienstes übertragen.
Wie gelingt Ihnen der Führungsjob trotz Ihres jungen Alters? Welche Tipps würden Sie geben?
Als mir die Position angeboten wurde, habe ich mir natürlich Gedanken gemacht, ob ich dieser Herausforderung gewachsen bin. Zusätzlich hatte ich Zweifel, ob ich den Spagat in der Situation „vom Kollegen zum Vorgesetzten“ hinbekommen werde. Meine Entscheidung habe ich definitiv nicht bereut. Ich wurde von meinen Kollegen im Fachdienst schnell als Fachdienstleiter akzeptiert, das Betriebsklima in unserem Bereich ist sehr angenehm und kollegial, hier hilft jeder jedem.
Zudem erleichtert das Vertrauen, welches ich vom Bürgermeister und Ersten Stadtrat entgegengebracht bekomme, meine Arbeit enorm. Ich kann nur empfehlen, sich vor einer neuen Position nicht zu scheuen, aus Respekt in eine gewisse „Starre“ zu verfallen oder von Anfang an alles perfekt machen zu wollen. Ich bin letztendlich ohne große Aufregung und einer gewissen / gesunden Portion Unbedarftheit an die Sache herangegangen – und stelle immer wieder fest, dass nichts unmöglich ist und man mit seinen Aufgaben wächst.
Was sind Ihre Aufgaben? Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Als Fachdienstleiter des Fachdienstes Ordnung, Sicherheit und Brandschutz trage ich grundlegend die Personal-, Planungs- und Ergebnisverantwortung für diesen Bereich. Ich sehe mich grundsätzlich als Schnittstelle zwischen der Kommunalpolitik, unserem Ordnungsdezernent und Ersten Stadtrat sowie den anderen Leitungen der Stadt Bad Nauheim und meinen Mitarbeitern im Fachdienst.
Gerade im Ordnungsbereich kommt es aufgrund der leider oft schwierigen Thematik der Sachverhalte vor, dass Bürger noch einmal „den Chef“ sprechen wollen, weshalb ich im Tagesgeschäft auch oftmals als „Schlichter“ gefragt bin.
Das Spannende, aber auch das Herausfordernde in unserem Fachdienst ist, dass es kein „Schema X“ gibt. Das heißt, selbst ein Tag ohne feste Termine kann schnell zu einem stressigen Tag mit herausfordernden Aufgaben werden. Da bei uns die Wahrung der öffentliche Sicherheit und Ordnung im Vordergrund steht, müssen oftmals schnelle und weitreichende Entscheidungen getroffen werden, die eventuell nicht allen Beteiligten gefallen. Nicht selten handelt es sich dabei um Sachverhalte, die uns in der jeweiligen Form bisher noch nicht untergekommen sind. Es ist fast unmöglich, auf alle Eventualitäten in diesem Aufgabengebiet vorbereitet zu sein. Bei dieser Stelle ist Improvisation gefragt und man muss - denke ich - schon ein bisschen masochistisch veranlagt sein (lacht).
Gibt es lustige oder einprägsame Anekdoten?
Die Arbeit des Ordnungsamtes entpuppt sich immer mal wieder als „Kuriositäten-Kabinett“, vor allem, da man nach der Meinung vieler Personen für so ziemlich alles zuständig ist, was man sich nur vorstellen kann. Von der Anfrage, Außendienstmitarbeiter zu schicken, um einen Bürger beim Ausparken aus der Hofeinfahrt zu lotsen über die Bitte, Nachbarschaftsstreitigkeiten zu schlichten bis hin zur Anfrage, ob wir nicht ein paar Personen für das Helfen bei einem Umzug entsenden können, ist eigentlich so ziemlich alles dabei. Auch ein Skorpion, der im Reisegepäck einer Urlauberin den Weg nach Bad Nauheim fand, zählte schon zu unserer Kundschaft; ihn haben wir dann in den Frankfurter Zoo gefahren.
Besonders freuen mich auch positive Rückmeldungen der Bürger oder Bürger, die einfach mal „danke“ für die geleistete Arbeit oder umgesetzte Maßnahmen sagen. Wie schon erwähnt sind die meisten Sachverhalte in meinem Aufgabengebiet konfliktbehaftet, weshalb positive Resonanzen selten, dafür aber umso schöner sind.
Mit wem haben Sie täglich zu tun?
Bei der Arbeit im Ordnungsamt habe ich mit vielen verschiedenen Personen und Stellen zu tun. Regelmäßigen Kontakt habe ich bei meiner Arbeit mit Bürgern, mit Mitarbeitern der anderen städtischen Fachbereiche, der Polizei und dem Wetteraukreis. Je nach Sachverhalt habe ich zusätzlich mit Baufirmen, Gewerbetreibenden, Veranstaltern, Regierungspräsidien, Jagdpächtern und privaten Sicherheitsdiensten zu tun.
Als positiven Punkt möchte ich besonders die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr, insbesondere auch den ehrenamtlichen Feuerwehrleuten, nennen. Ich konnte zwar bereits vor meiner Tätigkeit als Fachdienstleiter Erfahrungen im Bereich der Feuerwehr sammeln, ich bin jedoch denke ich noch weit davon entfernt, jede Abkürzung des Feuerwehrjargons zu kennen. Nichtsdestotrotz wurde ich als Fachdienstleiter herzlich im Kreis der Feuerwehr aufgenommen, akzeptiert und integriert.
Es ist schön, in der Hektik der heutigen Zeit zu sehen, wie viele Menschen sich in Bad Nauheim ehrenamtlich in den Feuerwehren engagieren und viel Zeit dafür investieren.
Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind? Hat sich das konkretisiert?
Als Kind wollte ich Pilot oder Bäcker werden. Ich denke, ich bin letztendlich irgendwo dazwischen gelandet (lacht) …
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Als Ausgleich zum Büroalltag spiele ich Tischtennis beim TTC Dorheim und bin dort seit diesem Jahr auch als Sportwart im Vorstand aktiv.
Vielen Dank, Herr Reichert!