Rund 500 Menschen arbeiten für die Gesundheitsstadt Bad Nauheim. Einige sehen wir täglich im Stadtgebiet, etwa beim Reinigen der Straßen oder Pflegen der Grünflächen. Viele städtische Beschäftigte arbeiten jedoch im Hintergrund und sind nicht jeden Tag „präsent“. Jeder für sich ist ein bedeutendes Zahnrad im Uhrwerk „Stadtverwaltung“ und leistet einen wichtigen Beitrag für das Zusammenleben. Mit unserer Serie #wirarbeitenfürdeinestadt stellen wir euch einige dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor.
Er ist der wohl freundlichste Straßenkehrer in der Wetterau! Rainer Bundschuh hat bereits morgens um 6 Uhr, auch wenn es stockfinster und klirrend kalt ist, beste Laune und immer ein Lächeln auf den Lippen. Wer frühmorgens die Hauptstraße Richtung Marktplatz entlang läuft oder fährt, kann sich davon überzeugen, wenn der 53-Jährige hier für Ordnung sorgt. Um das saubere Erscheinungsbild der Gesundheitsstadt zu erhalten, ist er sowie das gesamte 20-köpfige Team der städtischen Straßenreinigung fast täglich im Einsatz. Dabei haben die Mitarbeiter mit allem zu tun, was die Wetterpalette so hergibt: Wind, Regen, Schnee, Frost und Hitze.
Sein Revier
Im Schnitt legen die Bad Nauheimer Straßenreiniger, die zu Fuß und mit Handwagen unterwegs sind, täglich bis zu vier Kilometer zurück. „Hört sich zunächst nicht viel an, wenn man aber den ganzen Tag auf den Beinen ist, spürt man das schon. Und einige Schuhe habe ich auch schon durchgelaufen“, schmunzelt Rainer Bundschuh. „Um 6 Uhr ist werktags bei uns Dienstbeginn“, erklärt er, „dann ziehen wir in der Straßenreiniger-Außenstelle in der Johannisstraße 1 zunächst unsere orange Arbeitskleidung an, und zehn Kollegen starten mit ihren Handwagen, präpariert mit Besen, Schippen, Papierklammern, Unkrautkratzern und Handfegern, in Richtung der zu reinigenden Straßen in der Kernstadt und den Ortsteilen. Zehn weitere Kollegen sind mit den Kehrmaschinen unterwegs.“ Das Straßenreinigungs-Team gehört zum städtischen Fachdienst Stadtbildpflege, der auf dem Bauhofgelände in der Hohen Straße zu finden ist.
Jeder Mitarbeiter hat eine feste Tagesroute. Rainer Bundschuh: „Ich reinige mit zwei Kollegen von Montag bis Freitag zwischen 6 und 8 Uhr zunächst in der Alt- und Innenstadt, also rund um Park-, Stresemann- und Hauptstraße sowie auf dem Marktplatz. Nach der Frühstückspause zieht dann jeder weiter in »seine« Straßen.“ Montags ist Bundschuh beispielsweise im Gebiet rund um das Schulzentrum unterwegs, mittwochs kehrt er im Bereich um die Homburger Straße und donnerstags ist die lange Frankfurter Straße mit dem Großen Parkplatz an der Reihe. Bis zu dreimal täglich leeren die Straßenkehrer dabei ihre 60-80 Liter fassenden Eimer aus.
„Wenn ein Kollege krank wird, vertreten wir uns natürlich gegenseitig und teilen das zu reinigende Gebiet auf“, erläutert er. Auch sonntags ist der Reinigungstrupp im Einsatz, da gerade dann der Marktplatz und die Innenstadt oft einer Säuberung bedürfen. Samstags ist das Reinigungs-Team unterwegs, wenn öffentliche Veranstaltungen wie beispielsweise die Kerb, das Weinfest oder der Kunst- und Gartenmarkt es erfordern.
Den Schneebesen gegen den Kehrbesen getauscht
Das Berufsleben begann für Rainer Bundschuh eigentlich in einer anderen Branche. Er hatte den Beruf des Bäckers erlernt, eine Allergie gegen Mehl und andere Brotbestandteile zwang ihn allerdings dazu, diese Arbeit aufzugeben. Schnell musste er sich nach einer neuen Tätigkeit umsehen. Durch einen Zufall wurde er auf einen Aushilfsjob im Hauswirtschaftsbereich einer städtischen Kita aufmerksam, den er annahm. Etwas später half er im Eisstadion aus. Da er seinem Arbeitgeber mittlerweile gut bekannt war und sich als zuverlässiger Mitarbeiter erwiesen hatte, bot ihm die Stadt Bad Nauheim einige Zeit danach eine Stelle als Straßenreiniger an.
„Das war vor 32 Jahren“, lacht Rainer Bundschuh. „Seitdem bin ich hier und mache meinen Job sehr gerne. Selbst bei Minusgraden. Die Wetterbedingungen machen mir nicht viel aus, und man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Meine bevorzugte Jahreszeit ist dennoch der Frühling. Es ist noch nicht so warm, dass man bei der Arbeit schwitzt und es ist nicht mehr so kalt, dass man den Atem in der Luft sehen kann. Und man kann sich wunderbar warm arbeiten“, bemerkt er. Nur in seltenen Fällen findet keine Straßenreinigung statt. Nämlich dann, wenn es in Strömen regnet oder schneit. In letzterem Fall werden die Mitarbeiter im Winterdienst eingesetzt.
Was manchmal stört
Rainer Bundschuh berichtet, dass es auch schon einmal Herausforderungen gebe. So sei etwa das Kehren auf feuchtem Asphalt mühsam und im Sommer die Abgase direkt an der Frankfurter Straße nicht so angenehm. Ebenso, wenn Autofahrer sehr dicht an den städtischen Mitarbeitern vorbei brausten, wenn sie am Straßenrand kehrten. „Unschön ist auch, wenn wir die Hinterlassenschaften von rücksichtslosen Gästen des Markplatzes beseitigen müssen: Scherben von zerbrochenen Flaschen in den Fugen der Steine, Urin und manchmal auch Erbrochenes“, erzählt der 53-Jährige.
Und berichtet weiter: „Die meisten Menschen begegnen uns aber freundlich und respektvoll. Selbst, als mir ein kleiner »Fauxpas« passiert ist. Ich kehrte gerade an der Ecke Ludwigstraße/Zanderstraße auf Höhe der Commerzbank. Plötzlich ließ sich meine Schippe so schwer bewegen. Da bemerkte ich, dass das Ende des Stiels bei einer älteren Dame im Haardutt festhing und diese kurz aufschrie. Sie hatte sich in diesem Moment genauso erschrocken wie ich, nahm meine Entschuldigung aber glücklicherweise gleich an.“
Sport ist nicht nötig
Man könnte meinen, dass Straßenreiniger täglich genug Bewegung bekommen und ein „Workout“ am Abend überflüssig ist. Rainer Bundschuh tut es dennoch: Er walkt sehr gerne lange Strecken und ist ein begeisterter Fahrradfahrer. Bis nach Frankfurt fährt der Bad Nauheimer und natürlich täglich bei Wind und Wetter mit dem Rad auf die Arbeit.
Seine Arbeitskollegen haben Rainer Bundschuh in all den Jahren noch nie schlecht gelaunt erlebt. Vielleicht liegt es daran, dass er mit seiner Arbeit zufrieden ist oder die Tatsache, dass er eine echte Frohnatur ist - rheinländisches Blut fließt in seinen Adern. Neben seiner guten Laune wird er von ihnen für eine weitere Gabe bewundert: Er backt perfekte Kuchen und Torten. Von Käsekuchen über Biskuitrolle bis zur Schwarzwälder Kirschtorte ist alles dabei. Da wird die Frühstückspause in der Johannisstraße zum kleinen Highlight…