Rund 500 Menschen arbeiten für die Gesundheitsstadt Bad Nauheim. Einige sehen wir täglich im Stadtgebiet, etwa beim Reinigen der Straßen oder Pflegen der Grünflächen. Viele städtische Beschäftigte arbeiten jedoch im Hintergrund und sind nicht jeden Tag „präsent“. Jeder für sich ist ein bedeutendes Zahnrad im Uhrwerk „Stadtverwaltung“ und leistet einen wichtigen Beitrag für das Zusammenleben. Mit unserer Serie #wirarbeitenfürdeinestadt stellen wir euch einige dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor.
Wenn Klaus Möbus morgens seinen PC hochfährt, erwarten ihn oft unerfreuliche Meldungen: Benachrichtigungen über Stolperstellen durch angehobene Gehwegplatten, umgeknickte Straßenschilder oder eine beschädigte Verkehrsinsel sind nur einige Beispiele. Möbus ist Mitarbeiter im städtischen Fachdienst Tiefbau und Verkehrsplanung. Als Straßenmeister ist er für die Kontrolle und Instandsetzung von Straßen, Gehwegen, Lampen, Verkehrseinrichtungen, Markierungen und Signalanlagen verantwortlich.
Schäden, Schäden, Schäden…
Die Schadensmeldungen kommen dabei von ganz verschiedenen Stellen: der Polizei, der Straßenverkehrsbehörde, von Bürgern, Kollegen oder aus dem städtischen Mängelmelder. „Wenn beispielsweise bei einem Unfall eine Ampel, ein Poller oder eine Leitplanke angefahren wurde, meldet mir die Polizei den Schaden. Oder die Kollegen von der Ordnungspolizei informieren mich über abgefahrene Straßenmarkierungen, die sie bei ihren Kontrollgängen nebenbei bemerkt haben. Manchmal erhalte ich auch direkt von Bürgern eine Mail, zum Beispiel, wenn Wurzelwerk Pflastersteine vor dem Haus angehoben hat. Oder die Kollegin, die die städtischen Versicherungsfälle abwickelt, informiert mich über Schlaglöcher oder abgesenkte Bordsteine“, erklärt Möbus und ergänzt, „zu meinen Aufgaben gehört auch die Erteilung von Aufbruchgenehmigungen und die Kontrolle von Baustellen. Ich überprüfe die ordnungsgemäße Öffnung und Schließung der Straße, wenn Tiefbaufirmen etwa für die Stadtwerke oder Telekom Arbeiten am Kanal oder an Kabeln durchführen. Ich betreue die Arbeiten auch, in dem ich Leitungspläne oder ähnliches zur Verfügung stelle.“
Immer ruhig und besonnen agieren
Im Gespräch mit dem ursprünglich aus Reichskirchen stammenden 53-Jährigen fällt seine gelassene und ruhige Art auf. Darauf angesprochen lacht er und erklärt, dass sich diese durch seine jahrelange Tätigkeit auf der Autobahn eingestellt habe. „Wenn du neben Fahrzeugen arbeitest, die mit weit über 100 km/h direkt an dir vorbeirauschen, bist du gezwungen, überlegt und besonnen zu handeln – sonst kann es gefährlich für dich und deine Mitmenschen werden“, betont Möbus.
Als Straßenmeister der Stadt Bad Nauheim ist er erst seit Juli 2018 im Einsatz. Davor war Möbus 26 Jahre bei der Straßen- und Autobahnstraßenmeisterei tätig. „Ein ähnliches und doch ganz anderes Metier“, sagt er. Sein Berufsleben startete 1991 bei der Autobahnmeisterei in Reiskirchen im Winterdienst. Kurz darauf wechselte er zur Straßen- und Autobahnmeisterei Frankfurt, dem heutigen Hessen-Mobil. Dort hat er in der Straßenunterhaltung und als Streckenwart gearbeitet. Auf die Frage, warum er nach einer so langen Zeit seinen Arbeitgeber gewechselt hat, erzählt er: „Nach so vielen Jahren im gleichen Aufgabengebiet tut eine Veränderung gut. Die Stelle hat mich gereizt, weil sie ein höheres Maß an Verantwortung bietet und ich als städtischer Straßenmeister mehr Handlungsspielraum habe. Das sowie der direkte Bürgerkontakt waren letztendlich ausschlaggebend. Zudem bin ich zusammen mit meiner Frau nach Lich gezogen, weil wir dort ein Haus mit Hofreite gekauft haben, die ich nach und nach selbst ausbaue. Durch die Nähe zu Bad Nauheim bleibt mir ein bisschen mehr Zeit, um mich dieser »Freizeitbeschäftigung« zu widmen.“
Zurück zu seinem Tagesgeschäft
Nach der Sichtung der Schadensmeldungen stuft der Straßenmeister diese nach Dringlichkeit ein. Handelt es sich womöglich um eine Gefahrenstelle, an der Bürger stürzen könnten? Wird vielleicht der fließende Verkehr behindert oder gefährdet? „Ist das der Fall, haben diese Schäden natürlich Vorrang und werden zuerst behoben“, bekräftigt er. Nach der Prüfung vor Ort setzt er sich mit den Mitarbeitern des städtischen Bauhofs in Verbindung und beauftragt diese, die Straße oder Verkehrseinrichtungen zu reparieren oder zu ersetzen.
„Unsere Bauhofmitarbeiter haben die unterschiedlichsten fachlichen Kompetenzen und können viele Schäden nach entsprechender Materialbestellung selbst beheben. Ich beauftrage aber auch regelmäßig Fachfirmen, wenn es um eine speziellere Schadstelle geht, etwa, wenn eine Leitplanke ersetzt werden muss“, merkt er an. Für die Behebung von Straßenschäden im größeren Umfang beauftragt Möbus Fachfirmen im Rahmen der städtischen Jahresrahmenverträge für die Straßenunterhaltung.
Neben dem „Abarbeiten“ der gemeldeten Schäden befindet sich der Straßenmeister fast täglich auf Streckenkontrolle. Das bedeutet, dass er neuralgische Punkte im Stadtgebiet anfährt, wo Instandsetzungen aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens öfters notwendig werden, etwa in der Frankfurter und Schwalheimer Straße oder in der Parkstraße. „Aber auch die Nebenstraßen und Ortsteile sind auf meiner Routine-Agenda“, ergänzt er. Außerdem begleitet und kontrolliert Möbus die Arbeiten der Fachfirmen, wenn diese Farbmarkierungen aufbringen oder Schlaglöcher schließen.
Bürgerkontakt macht die Arbeit lebendig
Auf die Frage, inwieweit sich seine Tätigkeit in Bad Nauheim zu der auf der Autobahn unterscheide, erzählt er, dass die Arbeit hier weit weniger anonym sei, als zwischen PKW, LKW und Leitplanke. In Bad Nauheim habe er nicht nur den Kontakt zu Fachfirmen, sondern auch die Gespräche mit den Bürgern vor ihrer Haustür. „Und natürlich ist es weniger gefährlich!“, konstatiert er. Zu diesem Aspekt erzählt er am Ende unseres Gesprächs eine sehr traurige Geschichte, die er nicht mehr vergessen wird: Vor einigen Jahren hatte Möbus gerade einen Auffahrunfall auf der Autobahn abgesichert und wartete auf die Polizei. Währenddessen raste von hinten ein Fahrzeug mit viel zu hoher Geschwindigkeit heran und steuerte direkt auf ihn zu. Kurz bevor der Wagen ihn erreichte, wurde dieser zur Seite gerissen und knallte in einen LKW. „Die Fahrzeugführerin war sofort tot. Der LKW-Fahrer überlebte glücklicherweise. Bei der Fahrerin handelte es sich wohl um eine Selbstmörderin. Man hat bei ihr zu Hause einen Abschiedsbrief gefunden. Nach diesem Schockmoment war ich für die mindestens zehn Schutzengel sehr dankbar“, schließt Möbus das Gespräch.