Rund 500 Menschen arbeiten für die Gesundheitsstadt Bad Nauheim. Einige sehen wir täglich im Stadtgebiet, etwa beim Reinigen der Straßen oder Pflegen der Grünflächen. Viele städtische Beschäftigte arbeiten jedoch im Hintergrund und sind nicht jeden Tag „präsent“. Jeder für sich ist ein bedeutendes Zahnrad im Uhrwerk „Stadtverwaltung“ und leistet einen wichtigen Beitrag für das Zusammenleben. Mit unserer Serie #wirarbeitenfürdeinestadt stellen wir euch einige dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor.
Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, ist nicht selten eine Herausforderung. Wenn die Kita wegen Fortbildung geschlossen bleibt oder ein beweglicher Ferientag in der Schule ansteht, ist es für viele Beschäftigte nicht einfach, die Kinderbetreuung parallel zur Arbeit zu regeln. Auch Katrin Krausgrill, Mitarbeiterin in der Steuerabteilung der Stadt Bad Nauheim, kann davon ein Lied singen. Sie hat einen dreijährigen Sohn, der die Kita besucht. „Da muss man flexibel sein und auch mal spontan reagieren können. Mein Arbeitgeber bietet eine Arbeitszeitgestaltung an, die mir da sehr entgegen kommt“, erklärt die 31-Jährige, die mittlerweile 15 Jahre bei der Stadt Bad Nauheim beschäftigt ist.
Ihr Start bei der Stadt
…war im Jahr 2003. Sie absolvierte eine dreijährige Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten, die sie im Sommer 2006 abschloss. Zeitgleich kam das Übernahmeangebot: „Ich wurde gefragt, ob ich Interesse an einer Stelle in der Steuerabteilung hätte. Es wurde eine zusätzliche Vollzeitkraft benötigt, da in Bad Nauheim gerade die getrennte Abwassergebühr eingeführt wurde, die mit dem Steuer- und Abgabenbescheid abgerechnet wird. Da ich ein absoluter Zahlenmensch bin, sagte ich zu“, erzählt Krausgrill, die auch ihren Ausbilderschein gemacht hat.
Mischung aus Routine und Herausforderung
Seitdem begleiten sie Steuern und Gebühren im Berufsalltag. Mit zwei weiteren Kolleginnen bearbeitet sie für die gesamte Gesundheitsstadt die Grund-, Gewerbe-, Hunde-, Spielapparate- und Zweitwohnungssteuer sowie die Grundbesitzabgaben zu denen Müll-, Straßenreinigungs- und Regenwassergebühren gehören. An dieser Stelle werden städtische Einnahmen generiert, die an anderer Stelle in konkrete Projekte fließen.
„Das Steuerthema ist für viele Menschen nüchtern und trocken, ich finde die Materie spannend. Klar gibt es auch Routinefälle, die ähnlich gelagert sind. So etwa das tägliche Einpflegen und Ändern von Daten: Eine Familie erwirbt ein Grundstück, ein Hund wird gekauft, ein Bürger aus einer anderen Stadt findet in Bad Nauheim Arbeit und meldet hier einen Nebenwohnsitz an, ein Unternehmen ist zahlungsunfähig und bittet um Stundung einer Steuerforderung, eine Hoffläche wird gepflastert und damit versiegelt, eine zusätzliche Mülltonne wird benötigt… Das sind nur einige wenige Beispiele, bei denen wir entsprechende Infos vom Finanzamt, Bürgerbüro, Bauhof, Tiefbaubereich oder der Gewerbeabteilung bekommen, die unseren Bearbeitungsvorgang bis hin zum neuen Bescheid auslösen“, erklärt sie.
Neben diesen Routinefällen, bei denen man sich über Jahre die entsprechende Erfahrung aneigne, seien auch immer wieder komplizierte Sachverhalte zu lösen, bei denen die Rechtslage nicht eindeutig sei. Dann heiße es Gesetzesrecherche, Beraten mit Kollegen und Vorgesetzten und Empfehlungen der Rechtsberatung einholen, bevor eine Entscheidung getroffen werde. Genau diese Mischung aus Fällen, die gut anzupacken und die ein bisschen knifflig seien, würden keine Langeweile aufkommen lassen.
Hinter jeder Zahl steckt ein persönliches Schicksal
„Wir haben viel persönlichen Kontakt zu Bürgern, Steuerberatern, Unternehmen oder Hausverwaltungen. Dadurch wird die nüchterne Zahl auf dem Papier lebendig. Wir bekommen jedoch nicht nur zweibeinigen Besuch: Oft sind es auch Vierbeiner, die von ihren Herrchen persönlich angemeldet werden. Vor kurzem kündigte sich eine Dame telefonisch an, die mit ihrem Hund Brutus vorbeikommen wollte. Wir erwarteten einen großen, sabbernden Rottweiler. Als sich nach einem kurzen Klopfen die Tür öffnete, begrüßte uns fröhlich schwanzwedelnd ein Mini-Hund, ein sogenannter »Toy Terrier«, der keine 30 Zentimeter groß und keine drei Kilo schwer war“, berichtet die Sachbearbeiterin.
Nicht selten fließe auch schon einmal eine Träne. Nämlich dann, wenn ein Hund abgemeldet werde, der verstorben sei. Einigen Hundebesitzern sei es im Rahmen der Trauerbewältigung wichtig, die Hundemarke persönlich in der Steuerabteilung abzugeben. „Wir stehen dann mit tröstenden Worten bei“, so Krausgrill. Und erzählt weiter: „Natürlich hören wir auch schon einmal die eine oder andere kritische Stimme, wenn eine Steuererhöhung ansteht. Die Bürger wissen jedoch meist, dass wir nur ausführende Stelle sind und nichts an der Höhe der Summe ändern können. Viele machen ihrem Ärger kurz Luft und beruhigen sich dann schnell wieder.“
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Noch einmal auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf angesprochen, erklärt uns Katrin Krausgrill ihr Arbeitszeitmodell: „Als mein Sohn ein Jahr alt wurde, kehrte ich aus der Elternzeit an meinen Arbeitsplatz zurück. Mit meinen Vorgesetzten vereinbarte ich problemlos eine Wochenarbeitszeit von 20 Stunden, die ich flexibel nach meinen Wünschen auf drei Tage verteilen konnte. Nach zwei Jahren habe ich die Arbeitszeit auf 24 Stunden und vier Tage erhöht. Davon arbeite ich zwei Tage halb und zwei Tage voll. Die Rücksichtnahme bei der Arbeitszeitgestaltung, natürlich mit Blick auf den Kundenverkehr, ist toll und kommt jungen Familien entgegen. Da kann man ganz gelassen bleiben, wenn die Kita spontan wegen Scharlach geschlossen wird.“
Durch die flexible Arbeitszeitgestaltung bleibt ihr sogar noch etwas Zeit für ein Ehrenamt. Sie gehört seit vielen Jahren der Feuerwehr in ihrem Heimatort an und betreut dort auch den Nachwuchs, die „Flammbinis“.