Rund 500 Menschen arbeiten für die Gesundheitsstadt Bad Nauheim. Einige sehen wir täglich im Stadtgebiet, etwa beim Reinigen der Straßen oder Pflegen der Grünflächen. Viele städtische Beschäftigte arbeiten jedoch im Hintergrund und sind nicht jeden Tag „präsent“. Jeder für sich ist ein bedeutendes Zahnrad im Uhrwerk „Stadtverwaltung“ und leistet einen wichtigen Beitrag für das Zusammenleben. Mit unserer Serie #wirarbeitenfürdeinestadt stellen wir euch einige dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor.
Über 100 Kinder wuseln über die Fläche des Waldsportplatzes, auf der fünf magische Häuser aufgebaut sind, die tolle Hexen- und Magierabenteuer versprechen. Eine Gruppe kreativer Mädchen und Jungen baut gerade fantasievolle Besen, nebenan fertigen kleine Magier*innen Zauberstäbe und erlernen Zaubertricks und einige Hexen und Hexer werden im Fach „magische Pflanzenkunde“ unterrichtet. Lautes Lachen und fröhliche Stimmen sind zu vernehmen, nur ein Mädchen schaut etwas missmutig, weil eine Brennnessel im Weg war. Am späten Nachmittag kommen alle Kinder zum Abschlusskreis zusammen, bevor sie ausgepowert aber happy den Heimweg antreten. Es sind Sommerferien und die fünfte Woche der städtischen Ferienbetreuung ist angebrochen. Viel zu tun für Diana Friedrich, Mitarbeiterin im städtischen Kinder- und Jugendbüro. Sie ist für die Organisation und Durchführung der Bad Nauheimer Ferienspiele verantwortlich.
Alte Feuerwache: Treffpunkt für Kids und Jugendliche
Die 30-Jährige ist seit November 2015 im Kinder- und Jugendhaus „Alte Feuerwache“ in der Johannisstraße tätig. Die städtische Einrichtung ist „die“ Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche und bietet ein vielseitiges Familien-, Betreuungs- und Bildungsangebot. Die „Alte Feuerwache“, wie das Gebäude liebevoll genannt wird, vereint Jugendcafé und Kidstreff mit Kochküche, einen großen Veranstaltungssaal mit Bühne, Licht- und Tontechnik, eine Kletterwand und Räumlichkeiten zum Spielen, Sporteln und Kreativwerden, außerdem die Mitarbeiterbüros und Lagerräume für Bastel- und Sportmaterial. Diana Friedrich kümmert sich um die Altersgruppe der 6- bis 11-Jährigen. Ihr Kollege Mohamed Mokhfi begleitet im Programm „E.v.A.“ Eltern und ihren Nachwuchs von Geburt bis zum sechsten Lebensjahr an und Mitarbeiter Tobias Hoffmann organisiert für die 11- bis 16-Jährigen sowie für junge Erwachsene ein abwechslungsreiches Jugendangebot.
„Wir arbeiten dabei altersgruppenübergreifend zusammen und helfen uns gegenseitig - sei es beim Brainstorming für neue Betreuungsideen oder beim Auf- und Abbau von Veranstaltungen“, erklärt Diana Friedrich. Das Team hat dabei keinen klassischen nine-to-five-Job. Ein Teil der Arbeit verlagert sich auf den Abend, denn gerade dann wird die „Alte Feuerwache“ gerne von Jugendlichen aufgesucht. „Viele unserer Veranstaltungen außerhalb der Einrichtung finden zudem samstags oder sonntags statt. Und mit unseren »Teamern«, den Betreuungskräften, die uns bei den Ferienspielen oder bei Kreativangeboten unterstützen, können wir uns natürlich auch nur selten vormittags zur Vorbereitung treffen“, so Friedrich.
Kreativwerkstatt und Kidstreff
Neben den Sommerferienspielen, in deren Organisation die meiste Arbeitszeit und viel Herzblut von Diana Friedrich fließen, kümmert sie sich auch um das städtische Angebot in den Oster- und Herbstferien. „Hier öffnen wir für die Kids unsere »Kreativwerkstatt«. In den Osterferien entwerfen wir ein eigenes Brettspiel. Von der ersten Idee, über das Ziel des Spiels, die Regeln, die Gestaltung des Spielfeldes, der Spielkarten und des Kartons bis zum Vorstellen des Brettspiels werden die Mädchen und Jungen selbst aktiv. In den Herbstferien gibt es eine Halloweenwerkstatt, in der wir Gruseliges basteln, kochen oder vorführen“, erzählt sie. Seit letztem Jahr kommt auch keine Langeweile mehr im Winter auf: Die Stadt bot erstmals Winterferienspiele unter dem Motto „Eiszeit“ an. „2018 kooperierten wir mit dem EC Bad Nauheim. Die Kinder konnten Eishockey ausprobieren und sich beim Eislaufen auspowern, bevor wir eine eigene Eistorte hergestellt haben“, ergänzt Diana Friedrich.
Auch ein wöchentlicher Kidstreff, besondere Schul- und Kinderprojekte sowie Kreativkurse, die das ganze Jahr über laufen, organisiert die 30-Jährige, die sieben Semester Soziale Arbeit in Berlin studiert und anschließend ihren Master in der Fachrichtung systematische Beratung in Mainz gemacht hat. Bei den Kreativkursen wird genäht, gehäkelt, getöpfert, gebastelt und gespielt. Friedrich wählt im Vorfeld die Kursleiter aus und erarbeitet mit ihnen die Inhalte. Bei den bekannten Bad Nauheimer Veranstaltungen wie dem Drachenfest oder „Bad Nauheim spielt!“ unterstützt sich das Team des Kinder- und Jugendbüros von der Planung bis zum Auf- und Abbau gegenseitig.
Wikinger, Detektive und fremde Galaxien
Jedes Jahr nehmen über 400 Teilnehmer*innen an den Sommerferienspielen teil. Nicht immer einfach, da einen kühlen Kopf zu bewahren. Diana Friedrich erklärt, dass die Durchführung aber gar nicht die anstrengendste Zeit sei. Vielmehr sei die lange Planungsphase die Periode, die am meisten abverlange. Dabei erfährt sie viel Unterstützung von den Kollegen aus dem Rathaus, vom Bauhof, den Stadtwerken oder von Sponsoren. „Die Planung beginnt eigentlich schon im Herbst: Ideen und Themen für die sechs Wochen müssen gefunden werden. Wobei die Kids immer gerne Wünsche äußern, auf die wir natürlich eingehen. Dann müssen die »Teamer«, unsere wertvollen Betreuungskräfte, gefunden werden. Mit diesen finden einige Treffen statt, zudem müssen Erste-Hilfe-Kurse gebucht, Örtlichkeiten reserviert, Material beschafft, Werbung veröffentlicht, Anmeldungen verbucht und mit den Eltern kommuniziert werden, um nur einige Aufgaben zu nennen. Außerdem arbeiten wir in den ersten beiden Ferienwochen mit Bad Nauheimer Vereinen zusammen, um deren sportliche und kreative Angebote den Kids vorzustellen. Nach den Ferienspielen ist also vor den Ferienspielen“, schmunzelt Diana Friedrich, die aus Ober-Mörlen stammt.
Die sechs Wochen sind dabei in Themenblöcke unterteilt. „Die ersten beiden Ferienwochen sind unsere »Campwochen«. Zusammen mit Bad Nauheimer Vereinen bieten wir diesmal ein Judo-, Hockey-, Artistik-, Wander-, Kunst-, Tanz- und Showcamp an. Die beiden mittleren Wochen sind für unseren Mitmachzirkus »Rondel« reserviert. Seit Jahren ist dieses Angebot ruck zuck ausgebucht. Verständlich, werden die Kinder doch zu »professionellen« Seiltänzern, Clowns, Magiern oder Feuerspuckern ausgebildet“, berichtet Friedrich. In den letzten beiden Wochen liegt der Fokus auf Rollenspielgeschichten. Dabei erobern die Mädchen und Jungen etwa die Welt von Wikingern oder Detektiven, fremde Galaxien oder Unterwasserwelten.
Trotz des „Supersommers“ 2018 erinnert sich die städtische Mitarbeiterin gerne an die letzten Ferienspiele: „Bei 37 Grad kamen die Kids ganz schön ins Schwitzen. Zum Glück ist der Waldsportplatz recht schattig und wir konnten sie zusätzlich mit einer besonderen Abkühlung überraschen: Die Feuerwehr verschaffte uns zur Mittagszeit eine kalte Dusche mit dem Feuerwehrschlauch“, so die Ober-Mörlerin, die gerade ihren Flugschein auf dem Motorsegler macht.
Berufliche und private Ziele vereinbaren
Die Arbeit mit Kindern und soziale Arbeit im Allgemeinen begleiten Diana Friedrich schon viele Jahre. Während ihres Studiums hat sie bereits in einem Mädchenwohnheim und in einer Obdachlosenunterkunft gearbeitet, danach Vollzeit in einem Kinderheim. Nun sitzt sie fest im „Arbeitssattel“ des Kinder- und Jugendbüros. „Ich bin sehr glücklich in meinem Job. Ich mache ihn gerne und will ihn nicht missen. Mit der Zeit kam trotzdem der Gedanke auf, den eigenen Horizont und meine Fähigkeiten für eine gewisse Zeit in eine ganz andere Richtung entwickeln zu wollen. Meine Vorgesetzten standen meinem Wunsch, ein Sabbatical machen zu wollen, sehr aufgeschlossen gegenüber und haben mich dabei unterstützt. Wir haben gemeinsam Lösungen für meine Vertretung, die Arbeitsorganisation und die Gehaltsmodalitäten gefunden. Das hat im Vorfeld alles ganz reibungslos geklappt“, ist sie erfreut.
Erst Huskys, dann Schafe
Das sechsmonatige Sabbatical startet im September 2019 auf einem Segelboot an der Ostsee. Hier wird Diana Friedrich zur „Mannschaftspraktikantin“. Sie wird im Team drei Wochen lang viele neue handwerkliche Fertigkeiten erlernen. „Ich wollte schon immer einmal in die Segel klettern“, verrät sie. Anschließend wird die Hundebesitzerin in Norwegen auf den Lofoten für Kost und Logis drei Monate auf einer Husky-Farm mithelfen und auch Touren mit den Hunden anbieten. Danach wird sie weiter nach Neuseeland ziehen, um dort nicht nur Land und Leute kennenzulernen, sondern auch, um sich zwei Monate dem Schafehüten zu widmen. „Ich mag die nördlichen Länder und die Landschaft dort sehr gerne. Zudem wollte ich schon als Kind immer Schäferin werden“, lacht sie und betont: „Pünktlich zu den Planungen für die nächsten Sommerferienspiele bin ich dann wieder mit frischen Ideen zurück.“