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Wir sind Bad Nauheim

#WirsindBadNauheim

Wir arbeiten für deine Stadt

#WirsindBadNauheim

Rund 500 Menschen arbeiten für die Gesundheitsstadt Bad Nauheim. Einige sehen wir täglich im Stadtgebiet, etwa beim Reinigen der Straßen oder Pflegen der Grünflächen. Viele städtische Beschäftigte arbeiten jedoch im Hintergrund und sind nicht jeden Tag „präsent“. Jeder für sich ist ein bedeutendes Zahnrad im Uhrwerk „Stadtverwaltung“ und leistet einen wichtigen Beitrag für das Zusammenleben. Mit unserer Serie #wirarbeitenfürdeinestadt stellen wir euch einige dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor.

Carmen Freyer | © Magistrat

Carmen Freyer

Flüchtlingskoordination

Auf Hausbesuch bei den Flüchtlingen

Wer vor Krieg, Terror und Gewalt flüchtet, benötigt Hilfe beim Eingewöhnen in eine Gesellschaft mit fremder Sprache, ungewohnten Sitten und Gebräuchen, anderem Rhythmus.

Wer den Alltag in einem fremden Land, in einem anderen Kulturkreis meistern möchte, muss vieles lernen, fürs Einkaufen ebenso wie bei Behördengängen, die Sprache, oft erst noch die Schriftzeichen. Für die Unterbringung und Betreuung der geflüchteten Menschen, die häufig unter schwierigsten Bedingungen und oft genug unter Lebensgefahr aus Kriegs- und Krisengebieten nach Europa und nach Deutschland gekommen sind, sind in Bad Nauheim Carmen Freyer und ihr Kollege Aydin Yilmaz zentrale Ansprechpartner.

Frau Freyer, was genau sind Ihre Aufgaben im Bereich „Flüchtlingskoordination“?

Wir sind zuständig für die Bereitstellung und Ausstattung von Wohnraum für die uns zugewiesenen Geflüchteten, sind Ansprechpartner für die ehrenamtlichen Flüchtlingspaten, organisieren Patentreffen und stehen in regem Kontakt mit allen beteiligten Behörden, Institutionen und Ehrenamtlichen. Konkret bedeutet dies: Wir nehmen die uns zugewiesenen Geflüchteten in Empfang und begleiten sie in die Unterkünfte. Ebenso betreuen wir die ehrenamtlichen Sprachkurse. Auch sind wir immer auf der Suche nach Ehrenamtlichen, die bereit sind, Flüchtlings-Patenschaften zu übernehmen. Ein großes Augenmerk liegt auf der Pflege der Netzwerkarbeit mit den verschiedenen ehrenamtlichen Helfern, Behörden und Einrichtungen.
Auch sind wir oft auf „Hausbesuch“ bei den Geflüchteten und schauen nach dem Rechten. Wir gehen Beschwerden nach, bieten Hilfe an und weisen auch schon einmal auf Pflichten hin, z.B. Putzdienst, Mülltrennung usw.

Wir prüfen und bezahlen eingehende Rechnungen, erledigen die Abrechnungen mit dem Wetteraukreis, bearbeiten die Abrechnungen für Miete, Strom, Gas, Wasser. Ist etwas in der Wohnung kaputt (Herd, Waschmaschine) melden wir das dem zuständigen Vermieter. Ziehen die Flüchtlinge um, sind wir bei der Abnahme der Wohnung dabei.

Außerdem bestellen wir Behandlungsscheine für Arztbesuche beim Wetteraukreis - um notwendige Arzttermine kümmern sich allerdings die Flüchtlingspaten.

Momentan betreuen wir 200 Geflüchtete, die alle in Wohnungen untergebracht sind.

Mit wem habe ich täglich zu tun?

Natürlich mit den Geflüchteten, mit den ehrenamtlichen Helfern, den Flüchtlingspaten, Institutionen, Behörden, Sozialarbeitern und nicht zuletzt mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Rathaus.

Wie lange arbeiten Sie schon bei der Stadt Bad Nauheim? Und wie lange in der Abteilung?

Im Oktober 2003 habe ich das duale Studium als „Diplom-Verwaltungswirtin“ bei der Stadt Bad Nauheim begonnen. Nach Beendigung des Studiums arbeitete ich als Teamleitung und Fachdienstleiterin im Fachdienst „Stadtreinigung und Entsorgung“ beim Kur- und Servicebetrieb der Stadt Bad Nauheim. Nach der Geburt meines ersten Kindes betreute ich im Kur- und Servicebetrieb viele verschiedene Projekte. Nach der Geburt meines zweiten Kindes wechselte ich in den Fachbereich Ordnung, Sicherheit und Brandschutz und war im Fachdienst „Öffentliche Ordnung“ unter anderem zuständig für die Einhaltung der Hundeverordnung. Mitte April 2015, mit dem „Flüchtlingsansturm“, wechselte ich in den Bereich Flüchtlingsunterbringung, den ich zunächst alleine betreut habe. Ende 2015 bekam ich Unterstützung durch meinen Kollegen Aydin Yilmaz.

Wie sieht mein Arbeitsalltag aus?

Sehr verschieden. Es kann ein Tag mit Büroarbeit sein, aber auch, dass man den ganzen Tag unterwegs ist zu Hausbesuchen oder zu Gesprächen bei Behörden oder sonstigen Institutionen. Meistens weiß man aber erst morgens früh, wenn man ins Büro kommt, wie der Tag aussehen wird. Auf jeden Fall sehr abwechslungsreich (lacht).

Gibt es lustige, traurige oder einprägsame Anekdoten oder Begebenheiten?

Natürlich ist es immer traurig, wenn gerade Familien mit Kindern keine Anerkennung bekommen und, nachdem sie sich eingelebt haben, der Asylantrag abgelehnt werden muss. Es ist so, dass bei freiwilliger Ausreise nach Ablehnung der Anerkennung die Betroffenen eine finanzielle Unterstützung beantragen und in Ruhe „die sieben Sachen“ packen können. Weigern sich die Betroffenen, erfolgt die sogenannte Abschiebung. In diesem Fall kann es passieren, dass die Polizei quasi vorm Bett steht; dann bleibt nur kurz Zeit, um das Nötigste einzupacken. Die Polizei bringt die Betroffenen dann direkt zum Flughafen. Das hatten wir auch schon bei Familien mit Kindern ...

Schön sind immer die Begegnungen mit Menschen, die dankbar sind, hier einfach nur zur Ruhe kommen zu können und in Frieden zu leben.

Gerne erinnere ich mich an einen syrischen Flüchtling, der mittlerweile anerkannt ist, eine eigene Wohnung hat und sich als Bundesfreiwilligendienstler für Geflüchtete Menschen engagiert. Er hat unter anderem die deutsche Sprache mit Liedern von Helene Fischer und Vanessa Mai gelernt. Ich habe ihm empfohlen, es doch auch einmal mit Liedern von Herbert Grönemeyer zu versuchen. Er kam dann ein paar Tage später zu mir und hat gesagt: „Tut mir leid, aber ich verstehe kein Wort von dem, was der Mann da singt“.

Lustig war auch, als mir eine Familie während eines Hausbesuchs eine besonders „gute“ Tasse Kaffee angeboten hat. Hier das „Rezept“ dazu: Zucker in die Tasse, ein Senseo-Pad hineinlegen und mit heißem Wasser aufgießen.

Positive oder negative Aspekte Ihrer Arbeit?

Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich, vielfältig und interessant. Man kommt in Kontakt mit vielen verschiedenen Menschen. Positiv ist auch, dass die Stadt Bad Nauheim sehr bemüht ist, auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen. Auch mit zwei kleinen Kindern kann man Arbeit und Familie sehr gut miteinander vereinbaren. Es kommt ja doch einmal vor, dass die Kinder krank sind und nicht in Schule oder in den Kindergarten gehen können. Das ist hier unproblematisch.

Negativ? Gerade in meinem Aufgabengebiet muss man aufpassen, dass bedingt durch negative Berichterstattung über Flüchtlinge keine unbegründeten Ängste entstehen. Dennoch ist es wichtig, sensibilisiert zu sein und eine entsprechende Vorsicht an den Tag zu legen. Ich kann Sie aber beruhigen: Es überwiegen bei weitem die positiven Begegnungen mit den geflüchteten Menschen. Auch unterstützt uns der Arbeitgeber mit Angeboten zur Teilnahme an entsprechenden Schulungen. Die letzte Schulung „Gewaltprävention und Konfliktmanagement“, an der ich im Dezember teilgenommen habe, war sehr interessant.

Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind? Hat sich das konkretisiert?

Ich wollte Erzieherin oder Lehrerin werden (auf jeden Fall etwas „mit Menschen“). Mache ich ja jetzt über Umwege (lacht).

Geben Sie 3 Ratschläge an ihr „16jähriges Ich“

Alles, was ich getan habe, habe ich getan, weil ich es für richtig hielt. Nach hinten schauen und evtl. manche Dinge bedauern, bringt einen ja nicht weiter. Manches würde ich vielleicht heute anders entscheiden, aber das Meiste würde ich genauso wieder machen. Aber das geht wohl sicher allen Menschen so…

Hobbies / Freizeit?

Ach herrje (überlegt). Ich habe zwei Kinder, Mann, Hund und Haus - ich bin einfach gerne allein im Bad ….

Vielen Dank, Frau Freyer!

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