Gehäuftes Auftreten des Eichenprozessionsspinners (EPS) im Bad Nauheimer Wald | © pixabay
lebenswert

Gehäuftes Auftreten des Eichenprozessionsspinners (EPS) im Bad Nauheimer Wald

Raupen lösen durch ihre Härchen allergische Reaktionen aus
21. Juni 2021

Der Monat Juni ist die Zeit des Eichenprozessionsspinners. Dann kriechen die Raupen des Falters aus der Baumkrone so mancher Eiche. Beim Kontakt mit ihren Gifthärchen drohen allergische Reaktionen, wie Hautexzeme oder Reizungen der Augen und Atemwege. „Auch im Bad Nauheimer Stadtwald gibt es zahlreiche Nester oder Prozessionen des Eichenprozessionsspinners. In den beiden letzten Jahren fand ein starker Anstieg der Populationen statt; in diesem Jahr ist er offensichtlich noch deutlich häufiger als in den Vorjahren“, berichtet Eckhard Richter von Hessen-Forst..

Am häufigsten tritt der Eichenprozessionsspinner an sonnigen Waldrändern auf, jedoch ist in allen Waldbereichen mit ihm zu rechnen. Besonders stark befallene Waldbereiche wurden vor einigen Wochen mit dem Häutungshemmer Bacillus thuringensis besprüht, um zu verhindern, dass die Larven schlüpfen. Es ist jedoch nicht möglich, die gesamte Waldfläche zu behandeln.

An Punkten, wo sich Personen dauerhaft aufhalten, wurden die Nester von einer Spezialfirma abgesaugt. Hierbei werden überwiegend Nester in geringer Höhe von den Bäumen entfernt. Zahlreiche Nester befinden sich aber auch in 10 bis 30 Meter Höhe in den Baumkronen und können nicht entfernt werden.

Parkbänke in Befallsschwerpunkten wurden von der Stadt Bad Nauheim abgebaut, damit sich hier keine Personen dauerhaft aufhalten. An den Eingangsbereichen zum Wald hat die Stadt Bad Nauheim 20 Hinweisschilder aufstellen lassen, um auf die Situation hinzuweisen.

„Wir lassen die Nester des Eichenprozessionsspinners an stark besuchten Stellen entfernen. Ein vollständiges Beseitigen ist im Wald nicht möglich, daher werden die Waldbesucher zu umsichtigen Verhalten gebeten. Ein direkter Kontakt zu den Larven ist unbedingt zu vermeiden. Man muss damit rechnen, dass einzelne Brennhaare der Raupen durch die Luft schweben, was für besonders allergische Personen ein Problem darstellen kann“, erklärt Bürgermeister Klaus Kreß.

Bei aller Vorsicht sollte keine Panik entstehen. Es gibt beispielsweise auch Personen, die kaum allergische Reaktionen auf den Kontakt der Brennhaare zeigen. Oder bei der vorgefundenen Raupe handelt es sich gar nicht um den Eichenprozessionsspinner. Die Verwechslungsgefahr mit einer anderen Schmetterlingsart, der Gespinstmotte, ist groß. Dabei gibt es bedeutsame Unterschiede zwischen den beiden Faltern:

Der Eichenprozessionsspinner hat eine gräulich-schwarze Färbung und ist vollständig behaart. Sein Vorkommen an Eichen erkennt man in der Regel gut an weißen Nestern in den Eichen. Anders als die Gespinstmotte hüllen sie dabei nicht den kompletten Baum mit einem Gespinst ein.

Von der Gespinstmotte geht keine Gefahr für Menschen und Tiere aus. Sie ist unbehaart, gelb mit schwarzen Punkten und fällt besonders durch die dichten, weißgrauen Gespinste auf, die ganze Bäume einhüllen können.

„Doch auch wenn bei starkem Befall Bäume und Sträucher kahlgefressen werden, besteht kein Grund zur Sorge. Es sind keine Gegenmaßnahmen erforderlich. Die betroffenen Pflanzen treiben nach dem so genannten Kahlfraß wieder aus. Von einer Bekämpfung mit Gift sehen wir ab, denn die Motten und ihre Raupen sind Bestandteil eines funktionierenden Ökosystems und als solcher erhaltungswürdig“, so Bürgermeister Kreß und Revierförster Richter abschließend.