Kristie Bodnar | © Magistrat
bürgernah

Wir sind nicht nur Kollegen, wir sind Freunde

Kristie Bodnar erzieht in der bilingualen Kita Little Friends zweisprachig – bei jedem Abschied fließen Tränen
19. Februar 2020

Kristie Bodnar gehört zu den Fröschen. Genau wie die zwölf Mädchen und Jungen der Krippengruppe „Frösche“ in der städtischen Kita Little Friends. Seit Oktober des vergangenen Jahres ist die 28-Jährige als Erzieherin in der Bad Nauheimer Kindertagesstätte beschäftigt. Und das mit großer Freude. Gleich zu Beginn erzählt sie vom engen und vertrauten Verhältnis des Teams der Kita: „Wir verstehen uns alle untereinander so gut, dass wir uns auch in der Freizeit sehen. Derzeit kochen wir viel zusammen oder gehen ins Kino. Wir sind Kollegen, aber eigentlich sind wir Freunde.“

Wie sie nach Bad Nauheim kam
Aber zunächst zu Kristie. Die gebürtige Amerikanerin kam vor 12 Jahren nach Deutschland. Sie wohnte zu dieser Zeit in Gießen bei der Familie ihrer Mutter, die aus Deutschland stammt. Da sie die deutsche Sprache noch nicht fließend beherrschte, konnte sie ihre Wunschausbildung zur Erzieherin vorerst nicht beginnen. Sie ließ sich stattdessen zur Maßschneiderin ausbilden, da Nähen und Gestalten zu ihren Leidenschaften zählt. Über die Jahre wurde ihr Deutsch immer besser, und sie konnte den Erzieherberuf erlernen. „Nach einiger Zeit in einer Kita in Wettenberg wollte ich mich verändern und suchte weiter. Ich stieß dabei auf die Stellenanzeige der Stadt Bad Nauheim. Als ich las, dass die im Januar 2018 gegründete Kita Little Friends eine bilinguale Erzieherin suchte, war ich sofort Feuer und Flamme. Ich dachte, dort kannst du den Kleinsten deine Muttersprache beibringen, sie dabei selbst sprechen und die Kids beim Großwerden begleiten. Auch die Fortbildungsmöglichkeiten und das schöne Städtchen überzeugten mich. Ich hoffte sehr, die Stelle zu bekommen und war mehr als happy, als es klappte“, berichtet sie.

Der Erzieherberuf hat sie von jeher angesprochen. „Das liegt daran, dass der Entwicklungsprozess der kleinen Menschen so unfassbar spannend ist. Sie kommen zu uns im Kleinkindalter und können teilweise noch nicht richtig sprechen und laufen. Wir dürfen sie bei ihrer ganz individuellen Entwicklung unterstützen und sie in so vielen Lebensbereichen fördern. Für mich ist es besonders schön, wenn ein Kind das Sprechen für sich entdeckt und der kleine Kindermund plötzlich nicht mehr stillsteht“, verrät Kristie Bodnar.

Die kleinen Freunde und ihre Erzieher*innen
74 Mädchen und Jungen zählt die Kita Little Friends. Jeweils 25 Kinder werden in zwei Kindergartengruppen betreut, in den beiden Krippengruppen je 12 Kinder. In jeder Gruppe kümmern sich drei Erzieher*innen um die Ein- bis Sechsjährigen. Da neben Bewegung auch die Sprache Schwerpunkt der Einrichtung ist, gibt es in jeder Gruppe mindestens eine englischsprachige Erzieherin, ein English Native Speaker. Die englischen Muttersprachler sprechen mit den Kindern nur Englisch, die deutschen nur Deutsch. „Das wissen die Kinder ganz genau. Als eine Kollegin, eine deutsche Muttersprachlerin, einmal eine Dreijährige fragte »Where are the tomatoes?«, antwortete diese ganz kess »Das darf auf Englisch doch nur die Kristie fragen«“, erzählt die gebürtige New Yorkerin und ergänzt, „das Sprachfenster ist in diesem Alter groß, so dass Wörter und Grammatik spielend erlernt werden können. Wir singen viel auf Englisch, machen Fingerspiele, schauen uns Bücher an, lesen vor, zeigen und reden natürlich im Dialog. Auch bei Rollenspielen und Tischgesprächen festigen und erweitern die Kinder ihre sprachlichen Fähigkeiten.“

“Old MacDonald had a farm” ist ein Muss
Der Kitatag der Krippenkinder startet mit dem Ankommen ab 7.15 Uhr. „Im Morgenkreis um 8.45 Uhr singen wir Lieder auf Deutsch und Englisch - das ist der Wunsch der Kinder. »The wheels on the bus«, »Old MacDonald had a farm« oder »Itsy bitsy spider« sind Klassiker, die von den Kids immer wieder eingefordert werden“, lacht die 28-Jährige, die mittlerweile in Friedberg wohnt. Danach wird gefrühstückt und der Morgen meist im Freien verbracht. Wenn die Kitakinder nicht auf dem im Oktober 2018 neu errichteten Außengelände mit Kletterturm, Rutsche, Netzschaukel, Sandspielbereichen und Bobby Car-Rundfahrt toben, sind die „Little Friends“ in Bad Nauheim unterwegs. Mal ist es ein sonniger Spaziergang im Wald oder im Kurpark oder mal die in der Nähe gelegenen Spielplätze, die erkundet werden. Jeder Tag ist anders und an die Jahreszeit angepasst - Schlitten fahren, Ausflüge zum Markt, Osterbasteln, Halloweenfeier, Adventskaffee mit den Eltern…

Das Mittagessen bekommt die Einrichtung, wie alle Bad Nauheimer Kitas, von einem Caterer, der vorwiegend mit Biolebensmitteln frisch und regional kocht. „Da ist viel Gemüse dabei, das es auch zwischendurch als Snack gibt. Die meisten Kinder mögen es, wahrscheinlich, weil wir sie früh daran gewöhnen. Selbst Broccoli wird gerne gegessen. Aber das ist natürlich nicht immer und bei jedem der Fall. Einmal bekamen wir von einem Jungen zu hören ‚Ihh, ich mag die Haare in meiner Soße nicht. Die möchte ich nicht essen.‘ Es war Spinat“, schmunzelt sie und erzählt, „an einem anderen Tag wollte ein Mädchen ihrem Sitznachbarn beim Essen ein Stück Obst präsentieren, welches sie in ihren Händen hielt. Sie sagte: ‚Das ist eine Mandarandarine.‘ Aus den Kindermündern kommen immer wieder lustige und auch wundersame Sprüche. Nach dem Mittagessen schlafen die Krippenkinder und auch die Größeren, die es möchten, bevor am Nachmittag in der Frösche-, Bienen-, Füchse- und Eichhörnchengruppe das freie Spielen stattfindet.

Lieblingsarbeitsplatz
Kristie Bodnar fühlt sich wohl in der Kita. Das wird im Gespräch immer wieder deutlich. „Ich wurde so warmherzig aufgenommen und komme jeden Tag wirklich gerne zur Arbeit. Unser Team bringt so viele Impulse in die tägliche Arbeit mit den Kindern rein - der eine näht, der andere reitet oder kocht gerne. Ich zum Beispiel bin ein Fan der Kreativecke. Zusammen mit den Mädchen und Jungen basteln wir oft Geburtstags- und Abschiedskarten, die mit Fingerabdrücken der Kinder zu kleinen Kunstwerken werden“, berichtet sie uns. Die Kreativität setzt sie zu Hause fort, denn sie gestaltet in ihrer Freizeit Baumscheiben mit feinen Schriften, Mustern und Blumen und lackiert diese anschließend.

À propos Abschied - wie ist das, wenn ein kleiner Schützling nach einigen Jahren die Krippe oder den Kindergarten verlässt? „Hart. Es fließen bei mir fast immer Tränen. Die Kleinen wachsen einem so ans Herz, dass man sie nur schwer gehen lassen kann. Man stumpft dabei mit der Zeit auch nicht ab. Jedes Kind ist besonders und jedes Mal fällt der Abschied schwer“, verrät uns die Erzieherin.

Popos und Stühlchen
Bei der Frage nach dem anstrengendsten Teil eines Kitatages überlegt Kristie Bodnar lange. Dann erklärt sie, dass sich das Erzieherteam wegen des guten Betreuungsschlüssels intensiv mit jedem Kind beschäftigen könne. Die Gruppen könnten dadurch auch mal aufgeteilt werden. Dann gehe die Hälfte auf das Außengelände und der andere Teil spiele im Kitagebäude. „Dadurch gibt es keine Überforderung, kein Chaos und die Lautstärke ist auch in Ordnung“, sagt die 28-Jährige. Nur der „Papierkram“ sei manchmal etwas fordernd. Aber es sei wichtig, die Entwicklung und Fortschritte der Kinder zu dokumentieren oder Eingewöhnungen und Elterngespräche vor- und nachzubereiten. Die gute und intensive Zusammenarbeit mit den Eltern, insbesondere die Kommunikation, Beteiligung und Transparenz, habe im Team einen hohen Stellenwert. Zum Schluss fällt ihr aber doch noch eine Sache ein, die nicht die bequemste sei: Die winzigen Kinderstühlchen. „In der Krippe sind sie sogar noch ein Stückchen kleiner. Und ein Erwachsenenpopo tut nach einiger Zeit darauf schon ein bisschen weh“, lacht sie.

Wir arbeiten für deine Stadt

450 Menschen arbeiten für die Gesundheitsstadt Bad Nauheim. Einige sehen wir täglich im Stadtgebiet, etwa beim Reinigen der Straßen oder Pflegen der Grünflächen. Viele städtische Beschäftigte arbeiten jedoch im Hintergrund und sind nicht jeden Tag „präsent“. Jeder für sich ist ein bedeutendes Zahnrad im Uhrwerk „Stadtverwaltung“ und leistet einen wichtigen Beitrag für das Zusammenleben. Mit unserer Serie „Wir arbeiten für deine Stadt“ stellen wir euch einige dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor.