Nach 50 Jahren in verschiedenen Großstädten ist Künstlerin Patrizia Zewe zurück in ihrer Heimat Bad Nauheim – und bereichert das Stadtleben mit vielen kreativen Projekten.
— Schöne Dinge sind ihr Leben
Die Künstlerin beim Malen in ihrem Atelier.
Patrizia Zewe lebt für die Mode und die Kunst. Das sieht man ihr an und auch in ihrer Wohnung. Die an sich ist schon Kunst. Überall stehen oder hängen Bilder, daneben – zur Farbe des Bildes passend – ausgefallene Kleidung, die ihr zum Teil selbst gehört oder Überbleibsel aus ihrer Zeit als Stylistin ist. Mode ist hier Teil der Deko, ergänzt die Kunst, ist selbst Kunst.
Im Wohnhaus in der Fußgängerzone ist auch ihr Atelier, in dem sie jeden Tag malt – in ihrem Schlafanzug oder anderer bequemer Kleidung, denn sie arbeitet mit vollem Körpereinsatz, im Liegen oder auf dem Boden sitzend.
Die Fotografie, das Sculpture Painting (Malen mit Struktur) sind weitere Leidenschaften von Patrizia Zewe. Einordnen lässt sich die Kunst der bald 70-Jährigen nicht – das macht sie auch selbst nicht. Ihre Kunst ist immer in Bewegung – wie auch sie selbst.
„Leben ist Kunst. Kunst ist Eigensinn. Eigensinn macht Spaß.“
— Mit Mode groß geworden
Patrizia Zewe wurde im Hochwald-Krankenhaus geboren, wuchs in der Innenstadt auf und besuchte die Stadtschule und das Gymnasium St. Lioba. Sie lernte Stylistin in einem Modeunternehmen in Frankfurt und begann als Model zu arbeiten, unter anderem in Hamburg. Sie präsentierte als Model „alles“ – von Schuhen bis Unterwäsche.
Ihre Eltern führten in der Parkstraße das „Modehaus Pfeffer“, das ihre Großeltern 1922 gegründet hatten (damals als „Spitzen-Spezialhaus Pfeffer“). Ihr Vater vertraute dem Geschmack seiner Tochter und schickte sie schon als 20-Jährige zum Einkaufen in die französische Hauptstadt. Die Leute standen Schlange, um die „junge Mode aus Paris“ zu kaufen, die sie ausgesucht hatte.
Patrizia Zewe im Alter von drei Jahren vor dem Modehaus Pfeffer.
— Künstlerin, Fashion-Stylistin, Galeristin
„Art and Garb“ – die Kunst und das Gewand sind für sie Lebenselixier. Sie zog nach Düsseldorf und eröffnete dort ihren Kunstraum „Eigensinn“, in dem es Kunst zu sehen und Mode zu kaufen gab – ähnlich zu den aktuell beliebten Concept Stores. Ein paar Jahre später lebte Patrizia Zewe in München, wo sie im Pinakothekenviertel einen Künstlersalon betrieb. Regelmäßig fanden hier Netzwerktreffen für Maler, Fotografen, Literaten und andere Kunst- und Kulturschaffende und Liebhaber der Szene statt. Sie zog ins Umland nach Bad Tölz, führte eine Galerie und den Kunstverein als erste Vorsitzende.
Ihre Kunst beschreibt sie als „abstrakt, aber nicht abgehoben“. Ihr Element ist das Wasser (sie ist Sternzeichen Fisch) und Natur generell ist immer wieder Thema ihrer Arbeit. Auch aktuelle Themen greift sie in ihren Ausstellungen auf: „Krise, Kredit, Konsum“, „Mensch Maschine“, „Bella Figura“ oder „Independent Women“ – Patrizia Zewe setzt sich mit Themen auseinander, die sie beschäftigen und mit denen sie auch selbst Erfahrung hat.
Als alleinerziehende Mutter von zwei mittlerweile erwachsenen Söhnen, die in Bayern leben, hat sie ihre Kunst erst einmal viele Jahre nebenberuflich betrieben. Als Stylistin arbeitete sie für verschiedene Designer und Modegeschäfte. Das machte Spaß und vor allem brachte es genug Geld, um über die Runden zu kommen.
1980 verkaufte sie mit „Sunlight“ ihr erstes Bild an einen Käufer aus Köln. Zu merken, dass sich jemand für ihre Arbeiten begeistert, bestärkte Patrizia Zewe noch mehr darin, weiter an ihrem Traum zu arbeiten, von der Kunst einmal leben zu können.
— Zurück in der alten Heimat
Während sie in ihrer Kindheit und Jugend am liebsten an den Waldteichen unterwegs war, ist sie es heute gerne an der Skiwiese oder in der Trinkkuranlage. 50 Jahre war sie fort, seit Ende 2019 ist sie wieder in ihrer Geburtsstadt Bad Nauheim und „angekommen“. Im Vergleich zu den 50er-Jahren sei Bad Nauheim „jünger, moderner und freigeistiger“ geworden, die Menschen „locker und lässiger“ – das gefällt ihr.
Künstlerisch hat sie, seitdem sie zurück ist, einiges veranstaltet, wie im Sommer etwa die „Hinterhofgalerie“ beim Crème de la Crème in der Fußgängerzone Bad Nauheim oder das „Art Gardening“. Hier zeigte sie verschiedene Werke im Garten des Hotels Grunewald. Für die diesjährige Ernst-Ludwig-Buchmesse, die aufgrund der Corona-Pandemie leider abgesagt werden musste, hatte sie eine Installation geplant.
Kunst in Zeiten von Corona ist schwierig, dennoch stellt sie weiter aus: Die Ausstellungen „Shades of Oceancolours“ und „Art 99 Charity“ im Hotel Brunnenhof gingen kürzlich zu Ende. Bei der Charity-Ausstellung gab es „Kunst zum Mitnehmen“ – für einen guten Zweck. Für 99 Euro pro Stück konnte man Kunstwerke kaufen und direkt mitnehmen. Jeweils 9 Euro pro Bild gingen als Spende an den Förderverein Hospiz Wetterau. Die teilnehmenden Künstler und Künstlerinnen waren Gabriele Dräger, Elke von Soden und Steffi Kieslinger aus München sowie Jürgen Wegener, Kosynus, Birgit Ritter von Zahony, Ivonne Ebersbach, Klaus Harald Zöltzer und Ernesto Filippelli aus Bad Nauheim und Frankfurt.
Patrizia Zewe freut sich über Besucher, die sie jederzeit nach Verabredung in ihrem Atelier empfängt.
